Rhätische Bahn und Behindertenkonferenz Graubünden: Sensibilisieren und Barrieren abbauen

Bei der alljährlichen Weiterbildung des Zugpersonals der Rhätischen Bahn (RhB) stand am Donnerstag, 22. November, der Umgang mit Menschen mit einer Behinderung im Mittelpunkt. Im Rahmen eines Workshops und eines Parcours wurden Alltagssituationen durchgespielt und dabei psychologische Schranken und gegenseitige Unsicherheiten abgebaut.

Menschen mit einer Behinderung wollen auch mobil sein
In den letzten Jahren haben sich das Angebot und die Infrastruktur im öffentlichen Verkehr für Menschen mit Behinderung stetig verbessert. Auch die Rhätische Bahn rüstet ihre Züge und Infrastruktur laufend um und auf. Gemäss Gesetzgebung sollen bis im Jahr 2023 Bedingungen geschaffen werden, dass jeder Zug behindertengerecht zugänglich ist und Menschen mit einer Behinderung problemlos und komfortabel ihr Ziel erreichen können. «Wir sind auf gutem Weg, auch wenn die Umsetzung zeitlich und finanziell anspruchsvoll ist», so Ivo Hutter, Leiter Rollmaterial und Mitglied der Geschäftsleitung RhB. «Bereits seit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes im Jahr 2004 wird auf die behindertengerechte Umrüstung von Rollmaterial und Infrastruktur besonderen Wert gelegt, und bei neuen Projekten und Anschaffungen wird dieser Aspekt selbstverständlich bereits in der Planung mit einbezogen».

Gegenseitig Verständnis wecken
Am gemeinsam von der Rhätischen Bahn und der «Behindertenkonferenz Graubünden» organisierten Schulungs- und Weiterbildungstag zeigte sich, dass auf beiden Seiten Unsicherheiten und Informationsbedarf bestehen. «Ziel des heutigen Tages ist es, die Zugbegleiter für die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit einer Behinderung zu sensibilisieren», erklärte Eugen Cantieni, Leiter Zugpersonal bei der Rhätischen Bahn. Es bestünden vielfach psychologische Barrieren, die sich an einem solchen Begegnungstag abbauen liessen. Auch Martina Tomaschett, Vorstandsmitglied der Dachorganisation «Behindertenkonferenz Graubünden» betonte die Wichtigkeit, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung ohne Ängste und Vorurteile begegnen: «Menschen mit einer Behinderung sind dankbar für Hilfestellungen. Wo möglich, wollen sie aber oft auch selbständig sein. Hier gilt es, beim Personal des öffentlichen Verkehrs Verständnis und Geduld zu wecken und zu fördern».

Spielerisch aufeinander zugehen
«Wie führt ein Blindenhund sein Herrchen oder Frauchen zum richtigen Zug?» «Wie bediene ich den Mobi-Lift so, dass der Fahrgast sich sicher fühlt?». Dies nur zwei Beispiele, wie das Zugspersonal der Rhätischen Bahn und Menschen mit einer Behinderung in Landquart gemeinsam Alltagssituationen durchspielten und meisterten. Die Stimmung in der ALLEGRA-Halle der RhB in Landquart war gelöst, und die anfängliche Zurückhaltung – auf beiden Seiten – war rasch der Freude am gemeinsamen Erleben und Sich-Begegnen gewichen.