Geduld, Geduld
So weit die Theorie. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieser ganze Vorgang nicht immer ganz reibungslos und vor allem nicht immer ganz so schnell wie in der Erzählung abläuft. Türen, die nicht richtig öffnen und schliessen, oder eine Kupplung mit undichter Hauptluftleitung: Solche und ähnliche Schwierigkeiten werden vom Zug zwar selbstständig erfasst und können anschliessend ausgelesen und ausgewertet werden, was zu guten Diagnosedaten führt. «Wir haben dadurch eine umfassende Übersicht darüber, welcher Zug wie oft welchen Fehler meldet. Tritt ein Fehler zwei- oder dreimal auf, sind das meist Einzelfälle. Wird ein Fehler aber hundertmal gemessen, ist es oft ein Garantiefall», so Mühlmeyer. Manchmal sind dann Verhandlungen nötig. Und nicht alle Probleme sind gleich dringlich. So kann es bei der hohen Arbeitslast aller Beteiligten durchaus sein, dass die Lösung nur langsam vorangeht: «Es kommt vor, dass ein von uns identifiziertes Software-Problem erst ein halbes oder ganzes Jahr später gelöst werden kann.»
Apropos Software: Es liegt nahe, dass diverse Garantiefälle sich längst nicht mehr nur auf die Hardware beziehen, auf Kratzer am Material oder quietschende Türen. Bei einem State-of-the-Art-Zug wie dem Capricorn verstecken sich diverse Probleme im Detail, sprich: in der Software. «Viele Fehler lassen sich heutzutage per Software-Update beheben – und mit jedem dieser Updates wird der Capricorn wieder ein Stück besser», so Robin Mühlmeyer.
Im Fahrplan
Die Beschaffung der Capricorn-Züge gilt als grösste Rollmaterialerneuerung in der Geschichte der RhB. Seit Dezember 2019 rollen die ersten neuen Flügeltriebzüge auf den Gleisen, im Frühling 2023 sind es nun über 40 Stück und das Projekt ist damit auf Kurs. Robin Mühlmeyers Arbeit als Garantiebetreuer für die Capricorn-Triebzüge wird voraussichtlich Ende 2026 abgeschlossen sein, da dann die letzten Fahrzeuge aus der Garantie kommen. «Auf die ersten sechs Triebzüge hatten wir vier Jahre Garantie, auf die folgenden zwölf Stück drei Jahre und auf die übrigen Züge dann zwei Jahre», erläutert er. Mühlmeyers Arbeit für die RhB wird hingegen kaum enden, denn sind erstmal alle neuen Fahrzeuge auf den Schienen unterwegs, besteht die Hälfte der RhB-Flotte aus Capricorn-Triebzügen. «Das umfangreiche Wissen, das ich mir bis dahin zum Capricorn angeeignet habe, wird es auch in Zukunft noch brauchen», ist er überzeugt.
Auszug aus dem Contura Frühling/Sommer 2023, das Magazin der Rhätischen Bahn
Text: Panta Rhei PR AG, Erika Suter
Bilder: Meinard Schade
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