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Il suandant cuntegn vegn inditgà en la lingua tudestg. Vus pudais suandar il link original sutvart.Was macht der Direktor der Rhätischen Bahn den ganzen Tag? Bestimmt nur Interviews geben, an Apéros teilnehmen und Züge einweihen, oder? Wir wollten es genauer wissen und haben Renato Fasciati einen Tag lang begleitet. Herausgekommen ist ein Einblick in einen vollen, strukturierten, aber manchmal auch überraschend improvisierten Alltag. Und ein Porträt eines Direktors, der Sugus in der Schublade hat, gerne schnitzt und dessen Energie von ausserhalb des Büros kommt.

Dienstagmorgen, 7:25 Uhr
Gleich beginnt die wöchentliche Geschäftsleitungssitzung. Alle Teilnehmenden sind bereits im Raum, die letzten lassen sich noch einen Kaffee aus der Maschine, in der Tischmitte stehen Gipfeli – ein Kollege hatte Geburtstag. Trotz der frühen Uhrzeit und des straffen Zeitplans ist die Stimmung locker, kollegial. Renato Fasciati sitzt am Kopfende des Tisches, die Agenda vor sich. Er ist ruhig, aufmerksam, moderiert ohne Effekthascherei. Keine Show, dafür Struktur, Klarheit, viel Zuhören. Er bringt sich punktuell ein, fasst zusammen, fragt nach: «Darf ich versuchen, ein bisschen zu strukturieren?» Als die Diskussion anfängt, hitzig zu werden, sortiert er, statt laut zu werden. «Können wir das so beschliessen?» – und der Raum findet den Faden wieder. Kein Zufall. Die gute Vorbereitung ist spürbar, auch bei den anderen. Niemand schaut aufs Handy oder checkt nebenbei E-Mails. Es wird zugehört, diskutiert, entschieden. Was auffällt: Das Wort, das am meisten fällt, ist «Danke».
Zurück zum Anfang
Wie beginnt eigentlich so ein Tag des RhB-Direktors? «Ich starte immer mit einer heissen Dusche in den Tag, da kommen mir die besten Ideen», erzählt Renato Fasciati. «Und sobald ich im Büro bin, checke ich erstmal meine E-Mails, so wie wahrscheinlich alle anderen auch.» Zur Arbeit kommt er meist mit dem Velo, er wohnt nur 5 Minuten entfernt. Sobald der Tag an Fahrt aufgenommen hat, erwarten ihn Termine, Entscheidungen, Gespräche. Struktur gibt es, zumindest auf dem Papier. «Ich bin ehrlich, bei der Terminplanung haben wir noch Entwicklungspotenzial», gibt er lachend zu. «Ohne Sandra wäre ich definitiv aufgeschmissen.»

Tetris, Teams und Tempo
Gemeint ist Sandra Beeli, seine persönliche Assistentin. «Ja, unsere Planung ist ein bisschen wie Tetris», ergänzt sie schmunzelnd. «Es kommt ständig etwas Neues dazu, und irgendwas, das eigentlich schon fix war, muss ich dann wieder irgendwo anders unterbringen.» Dass das Ganze trotzdem funktioniert, liegt an jahrelanger Erfahrung und guter Koordination. «Renato ist in vielen Gremien aktiv, etwa als Präsident beim VöV», erzählt sie weiter. «Solche Sitzungen plane ich oft schon Mitte des Vorjahres, gemeinsam mit den Assistenzen der anderen Beteiligten, meistens in einer Teams-Konferenz.» In der Praxis sieht das allerdings oft ganz anders aus. «Es gibt viele spontane Termine. Da heisst es dann: Möglich machen. Irgendwie. Und das bedeutet oft, dass ich bestehende Termine verschieben, tauschen oder umbauen muss. Und dann beginnt das Spiel von vorn.» Um den Überblick nicht zu verlieren, arbeitet Sandra mit Farbcodes, unterscheidet zwischen Terminen im Haus und auswärts, inklusive Zugverbindungen. «So bleibt es übersichtlich.» Die Sitzungsunterlagen sind digital hinterlegt. «Renato hat dafür sogar ein eigenes Programm erstellt, damit muss er nicht mehr alles zusammensuchen.» Und auch wenn’s hektisch wird: Der Humor bleibt nie auf der Strecke. «Wir sind umgeben von lässigen Leuten», sagt Fasciati. «Es wird viel gelacht. Auch mal über Missverständnisse. Und wir nehmen nicht immer alles tierisch ernst.» Vielleicht ist genau das der Grund, warum die Zusammenarbeit in diesem Rhythmus so gut funktioniert?
Weiter im Terminplan
Nach der GL-Sitzung geht es praktisch nahtlos weiter, ein Austausch mit dem AEV (Amt für Energie und Verkehr) steht an, er findet im InnoTren statt. Hier zeigt sich besonders, was der Alltag des Direktors verlangt: Balance. Zwischen Strategie und Tagesgeschäft, zwischen politischer Rücksicht und unternehmerischer Klarheit: Fasciati setzt sich ständig einen anderen Hut auf. Im Raum kreisen Begriffe wie Planungssicherheit, Angebotsausbau, Kapazitätsbedarf, Zielvereinbarung oder Stammnetzlänge. Der Direktor jongliert mit Themen, hört zu, lässt laufen, unterbricht nicht und führt doch. Gibt Raum für Meinungen, bleibt ruhig, hat dabei immer die Zeit im Blick. Zum Schluss heisst es von ihm: «Danke für die schnelle Problemlösung», «Das nehme ich gerne mit» oder auch einfach, wie so oft an diesem Tag, schlicht: «Danke.»

Mittagessen?
«Etwa zwei- bis dreimal pro Woche schaffe ich es, in Ruhe Mittag zu essen, am liebsten in Gesellschaft. Worüber beim Essen gesprochen wird, hängt vom Gegenüber ab. Berufliches, privates – oder einfach das Wetter. Aber es ist mir auch schon passiert, dass ich abends merke: Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen», sagt Fasciati schmunzelnd. Für solche Fälle hat der RhB-Direktor eine Packung Sugus im Schreibtisch: «Die bekomme ich manchmal von meiner Mutter. Sie hat das Gefühl, ich brauche mehr Energie.» Auch an diesem Tag bleibt wenig Zeit für eine ausgedehnte Pause. Aber woher nimmt er die Energie? Nicht aus der Sitzung. Nicht aus dem Kaffeebecher. Sondern von draussen: «Wenn ich in der Werkstatt bin, auf der Baustelle oder im Zug: das gibt mir Kraft. Zu sehen, was wir umsetzen dürfen. Oder die Gäste zu beobachten: Für viele ist die Fahrt mit der RhB der Höhepunkt ihrer Reise. In diesen Momenten wird mir wirklich bewusst, was für ein Privileg wir haben, dass wir für so ein Unternehmen und so einen Zweck unterwegs sein dürfen.»
«Wenn ich in der Werkstatt bin, auf der Baustelle oder im Zug: das gibt mir Kraft.»
Zwischen Struktur und Spontanität
Am Nachmittag wird improvisiert. Eine Sitzung dauert länger, ein Thema ist komplexer als gedacht: Spontanität gehört immer dazu. «Ich habe gelernt, das zu akzeptieren, das ist ja meine Arbeit. Es ist spannend, wenn neue Themen reinkommen.» Und wenn’s wirklich mal zu viel wird? «Dann gehe ich kurz raus, eine Runde spazieren. Das hilft, um die Situationen setzen zu lassen. Und meistens komme ich mit neuen Ideen zurück. Ich glaube, es ist sehr wichtig, auch mal einen Schritt zurückzumachen. Oft merkt man dann, dass es auch ganz einfache Lösungen für vermeintlich grosse Probleme gibt.»

16:00 Uhr, ein letzter Zwischenhalt im Büro
Nach einer weiteren kurzfristig angesetzten internen Sitzung treffen wir ihn nochmal in seinem Büro und nutzen die Gelegenheit für ein paar letzte Fragen. Was würde wohl überraschen an diesem Mann, der täglich die RhB mitsteuert? «Vielleicht, dass ich gerne schnitze, wenn ich mal dazu komme. Ich liebe Handwerk.» Und was wünscht er sich für die Zukunft der Rhätischen Bahn? «Dass wir im Herzen der Bündner Bevölkerung bleiben. Und dass wir weiterhin die Rolle als Sehnsuchtsbahn spielen dürfen.» Für sich selbst hat er einen einfacheren Wunsch: «Gesundheit. Und dass ich meine Passion weiterleben darf. Hier, bei der RhB.» Dann schaut er auf die Uhr, greift nach seiner Aktentasche und steht auf: «Ich muss weiter, die Sitzung mit der Panoramic Gourmet AG wartet, das ist eine Tochterfirma der RhB.» Und macht sich auf den Weg. Es ist sein letzter Termin an diesem Tag – falls nichts mehr dazwischenkommt.
10 schnelle Fragen an RhB-Direktor Renato Fasciati
Was ist wohl die Lieblingsstrecke unseres RhB-Direktors? Ist er eher ein früher Vogel oder eine Nachteule? Und welchen Beruf hätte er ergriffen, wenn er nicht an der Spitze unserer Bahn stünde? Wir durften den Direktor mit 10 schnellen Fragen löchern und ihn jenseits von offiziellen Terminen erleben.

