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Moderne Triebzüge für RhB-Fahrgäste

05/30/2007

Das bisherige Betriebskonzept der Rhätischen Bahn (RhB) von lokbespannten Zügen wird in den nächsten Jahren weitgehend durch drei- bis fünfteilige, klimatisierte und behindertengerechte Triebzüge abgelöst. Der Verwaltungsrat hat kürzlich die erste Investitionsetappe, die Beschaffung von 15 Zweispannungstriebzügen, für die Bernina- und Arosalinie sowie die Linie Landquart – Davos im Umfang von rund 150 Mio. Franken freigegeben. Diese Triebzüge werden durch die Stadler Bussnang AG in Bussnang geliefert. Diese Investition und die weiteren geplanten Ersatzbeschaffungen sind tragende Elemente, um die Offensivstrategie der RhB umzusetzen und die geplanten Markterträge abzusichern.

Weiterentwickeltes Flottenkonzept
Basis der künftigen Flotte im Personenverkehr der RhB bilden drei- bis fünfteilige, klimatisierte und behindertengerechte Triebzüge mit hoher Antriebsleistung, deren Sitzplatzkapazität sich durch Verstärkungsmodule aus vorhandenem Rollmaterial der schwankenden Nachfrage anpassen lässt. Die Triebzüge werden als Zweispannungs- und Einspannungszüge in mehreren Etappen beschafft, so dass sich das Angebot auf weiten Teilen des RhB-Streckennetzes in absehbarer Zeit mit erheblich grösserem Komfort fahren lässt. Nicht mit einem Triebzug geführt werden die Züge auf der Line Chur – St. Moritz sowie die Glacier-Expresszüge. Die Züge auf der weltbekannten Albulastrecke sollen ebenfalls im Rahmen des geplanten Erneuerungsprogramms mit neuem Rollmaterial ausgerüstet werden.

Mit dieser Strategie lassen sich die ältesten Triebfahrzeugkategorien und Reisezugwagen ausmustern und Refitkosten in erheblichem Ausmass vermeiden, kostengünstiges bestehendes Rollmaterial nachfragegerecht für Spitzenverkehre einsetzen und die Flotte gezielt verjüngen. Ferner ist eine Beschaffung neuer Lokomotiven auf absehbare Zeit nicht notwendig. Diese geplanten Ersatzbeschaffungen mit gleichzeitigem Modernisierungseffekt sind tragende Elemente, um die Offensivstrategie umzusetzen und die geplanten Wachstumsziele im Personenverkehr abzusichern. Mit der Umsetzung des weiterentwickelten Flottenkonzepts nimmt die RhB einerseits ihre Rolle als Zugpferd im Bündner Tourismus wahr und verbessert aber andrerseits auch im Agglomerationsverkehr das Angebot für die einheimischen Pendler markant. Das neue Rollmaterial entspricht den in den letzten Jahren stark veränderten Kundenbedürfnissen nach Klimatisierung, behindertengerechte Einstiege und Informationssysteme. Ferner können rund 130 Reisezugwagen und rund 30 Triebfahrzeuge ausgemustert werden. Die umfangreichen Investitionen in das Rollmaterial stellen somit Ersatzinvestitionen, verbunden mit Rationalisierungseffekten und einer Modernisierung, dar. Die Beschaffungsprojekte dienen somit der dringend notwendigen Substanzerhaltung beim Rollmaterial.

Kurzbeschrieb der vier Beschaffungsetappen
Das weiterentwickelte Flottenkonzept umfasst folgende vier Beschaffungsetappen:

Etappe I
Die erste Etappe umfasst die Beschaffung von 15 dreiteiligen Zweispannungstriebzügen im Umfang von rund 150 Mio. Franken. Diese vom Verwaltungsrat bereits beschlossenen Investitionen ermöglichen den dringend notwendigen Ersatz der Triebfahrzeuge auf der Berninalinie und einen Ersatz der Zugkompositionen auf der Arosalinie. Ferner werden die neuen Triebzüge auch im Schnellzugsgrundangebot auf der Linie Landquart – Davos eingesetzt. Somit können bereits in der ersten Etappe mehr Linien als ursprünglich geplant mit klimatisiertem und behindertengerechtem Rollmaterial ausgerüstet werden. Die ersten fünf Zweispannungstriebzüge werden bis April 2010 ausgeliefert, damit das 100-jährige Jubiläum der Berninalinie mit neuen Triebzügen gefeiert werden kann. Die Inbetriebnahme der restlichen zehn Triebzüge erfolgt gestaffelt bis im Mai 2011.

Etappe II
In einer zweiten Etappe werden die bisherigen für einen rationellen Vorortsbetrieb wenig geeigneten Pendelzüge durch fünf vierteilige Einspannungstriebzüge ersetzt. Der „«Service Public» im Agglomerationsverkehr Chur (Linien Chur – Thusis und Schiers – Rhäzüns) wird dadurch deutlich attraktiver gestaltet und ausgebaut. Die Fertigung dieser Triebzüge kostet rund 50 Mio. Franken und ist unmittelbar nach Auslieferung der Züge der ersten Etappe vorgesehen. Der Verwaltungsrat wird bis spätestens Ende Jahr über die Freigabe dieser Beschaffungsetappe entscheiden. Die Auslieferung dieser Stammnetztriebzüge würde bis 2012 erfolgen.

Nach dem Abschluss der Etappen I und II werden rund 50 % der RhB- Züge mit modernem Rollmaterial verkehren.

Etappe III
Die Linie Chur – St. Moritz soll den gleichen Komfortstand erhalten, wie ihn die SBB auf den Zubringerlinien aus dem Unterland oder andere Privatbahnen anbieten. Dazu sollen die Grundkompositionen der lokbespannten Schnellzüge mit klimatisiertem Rollmaterial ausgerüstet werden. Zurzeit ist die Beschaffung von rund 35 Reisezugwagen mit einem geschätzten Investitionsvolumen von rund 80 Mio. Franken vorgesehen. Die dritte Etappe wird in den nächsten Monaten weiter konkretisiert und somit die Grundlage für eine öffentliche Ausschreibung im 2008 erarbeitet. Voraussichtlich wird der Verwaltungsrat nach Rücksprache mit dem Kanton und dem Bund bis Ende 2008 über die Beschaffung einer dritten Etappe entscheiden.

Etappe IV
Weitere Schnellzugstrecken (Disentis – Chur – Landquart und Landquart – Scuol–Tarasp) sollen ebenfalls mit attraktiverem leistungsfähigem Rollmaterial ausgerüstet werden. Aus heutiger Sicht sind für diese vierte Investitionsetappe voraussichtlich zehn fünfteilige Einspannungszüge notwendig. Deren Ausgestaltung und Einsatzkonzept sowie Finanzierung muss im Detail noch festgelegt werden. Ein diesbezüglicher Entscheid wird frühestens im 2010 zu fällen sein.

Unterstützung durch Kanton und Bund
Die Regierung des Kantons Graubünden und der Bund haben das weiterentwickelte Flottenkonzept zustimmend zur Kenntnis genommen. Die mit den Eignern Kanton und Bund geführten Gespräche haben gezeigt, dass der Handlungsbedarf erkannt und unbestritten ist. Dies auch in Kenntnis der damit verbundenen finanziellen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Die Finanzierung des Flottenkonzepts soll über Kanton und Bund, den Kapitalmarkt sowie über die Auflösung von Rücklagen sichergestellt werden. Die Regierung hat der vorgesehenen Finanzierung der Etappen I und II bereits zugestimmt. Ohne den vom Kanton für die Erneuerung des Rollmaterials zur Verfügung gestellten Finanzbeitrag in Höhe von 22 Mio. Franken könnte die dringend notwendige Ersatzbeschaffung und die damit verbundene Modernisierung des Wagenmaterials nicht derart schnell realisiert werden. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wissen es sehr zu schätzen, im Kanton Graubünden einen engagierten und wohlwollenden Hauptaktionär zu haben, der sich für die Interessen der RhB und ihrer Fahrgäste einsetzt. Diese grosse Unterstützung verdient einen grossen Dank.

Zuschlag an Stadler Bussnang AG

Qualitativ hochstehende Offerten
Im Rahmen der Ausschreibung der 15 Zweispannungstriebzüge für das Stammnetz und die Berninalinie sowie für die Option Stammtriebzüge haben beide Anbieterinnen, die Firmen Bombardier Transportation AG und Stadler Bussnang AG, der RhB qualitativ sehr gute Angebote eingereicht. Der Verwaltungsrat hat insbesondere aufgrund preislicher Vorteile den Auftrag für die Lieferung der 15 Zweispannungstriebzüge der Firma Stadler Bussnang AG erteilt. Die Beschaffung löst Investitionen im Umfang von rund 150 Mio. Franken aus.

Hohe Zugkraft
Der von der Firma Stadler offerierte Triebzug ist zusätzlich zu den Vorgaben der RhB wesentlich stärker motorisiert und ermöglicht dadurch eine wesentlich höhere Leistung (Zugkraft). Auf der Berninalinie ist die Förderung der maximalen Anhängelast von 140 Tonnen ohne Vorspann oder Doppeltraktion möglich. Auf dem Stammnetz, insbesondere auf den Linien Chur – Arosa und Landquart – Davos können sämtliche heute vorkommenden oder zugelassenen Zugsgewichte befördert werden. Durch den Wegfall von Mehrfachtraktion mit anderen Fahrzeugen (Vorspann) kann auf die Anpassung der Vielfachsteuerung sowohl der neuen Züge, wie auch auf aufwändige und komplexe Ergänzungen der bestehenden Triebfahrzeuge der Typen Lok Ge 4/4 II Stammnetz, Triebwagen ABe 4/4 III Berninalinie und der Zweikraftlok Gem 4/4 801-02 verzichtet werden.

Mit der Beschaffung von 15 neuen Triebzügen können 19 bestehende Triebfahrzeuge, d.h. zwei vollständige Fahrzeugserien ausgemustert werden. Es handelt sich um 10 Lokomotiven Ge 4/4 I (Stammnetz) und 9 Triebwagen ABe 4/4 II (Berninalinie). Mit dieser Ausmusterung kann zudem auf aufwändige Revisions- und Refitprogramme dieser Triebfahrzeuge verzichtet werden.

Beschaffung Einspannungstriebzüge
Der Verwaltungsrat der RhB prüft bis spätestens Ende 2007, ob die zweite Investitionsetappe, die Beschaffung von fünf vierteiligen Einspannungstriebzügen für den Agglomerationsverkehr Chur ausgelöst wird. Dieser im Rahmen der Beschaffung der 15 Zweispannungstriebzüge als Option ausgeschriebene Auftrag würde ebenfalls an die Firma Stadler Bussnang AG erfolgen.

Interessante Drittaufträge für die RhB
Die Firma Stadler hat in Aussicht gestellt, der RhB – sofern die Bestellung der Einspannungstriebzüge für den Agglomerationsverkehr Chur noch bis Ende Januar 2008 erfolgt – bis 2012 jährlich Arbeiten im Umfang von rund 30'000 Stunden der RhB zu übergeben. Diese zusätzlichen Aufträge für die Hauptwerkstätten der RhB in Landquart würden die im Drittmarktgeschäft Rollmaterial geplante Wachstumsstrategie zusätzlich unterstützen.