Zweigleisige Führung der Chur-Arosabahn

Die Sanierung bzw. die Verbesserung der Verkehrssituation Bahn - Strasse auf der Stadtstrecke Chur ist seit Jahrzehnten ein Anliegen der Rhätischen Bahn. Mit der Sistierung des Projekts «Unterirdische Einführung der Linie Chur-Arosa in den Bahnhof Chur» im Jahre 1996 durch den Bund war klar, dass die Chur-Arosabahn über weitere Jahrzehnte ab dem Bahnhofplatz über das Strassennetz der Stadt Chur nach Arosa fahren wird. Dieser Entscheid nach einer langen und intensiven Projektierungszeit brachte auch eine neue Ausgangssituation für die bereits laufenden Planungen und Projekte für den Ausbau des Bahnhofs Chur. Wie geplant fand am Sonntag, 6. Mai 2007, die Inbetriebnahme der zweigleisigen Bahnanlage zwischen Bahnhofplatz und Grabenstrasse statt.

Die RhB hatte schon frühzeitig signalisiert, dass mit den vorgesehenen und notwendigen Ausbauten Bahnhof Chur im Allgemeinen und mit der Neugestaltung des Bahnhofplatzes im Besonderen auch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf der Stadtstrecke in das Gesamtprojekt miteinbezogen werden muss. Dabei standen zwei Teilprojekte im Vordergrund: Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Bereich der Engadinstrasse und Überlagerung der Stadtstrecke mit einer Verkehrssteuerung (Signalisationsanlage). Das Primärziel war eine Optimierung der Verkehrssicherheit im engen Nebeneinander von Strassen-/Bahnverkehr. Die gewählte Lösung soll allen Verkehrsteilnehmern möglichst Vorteile bringen. Die seit Jahren fällige Erneuerung des sanierungsbedürftigen Gleises hat als weitere Zielsetzung die spürbare Reduktion der Erschütterungsimmissionen auf die Nachbarschaft.

Eine Doppelspur, die keine ist…
Das vorliegende Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt der Stadt Chur erarbeitet. Als Projektrandbedingungen wurden unter anderem vereinbart und festgelegt:

  • Respektierung des heutigen Strassenraums
  • Strassenverkehr auch zukünftig ohne Einschränkung in beiden Richtungen.

Der verfügbare Strassenraum ermöglichte keine Lösung mit einer von der Strasse oder Fahrspuren unabhängigen Führung des Bahngleises. Aus diesem Grund wurde als realisierbare Bestvariante eine zweigleisige Bahnführung in der Engadinstrasse gewählt. Dies ermöglicht die Einführung des Richtungsbetriebs für Bahn und Strasse. Das heisst nichts anderes, als dass die Bahn und der Strassenverkehr in derselben Fahrrichtung die gleiche Fahrspur beanspruchen. Damit gehören die gegenseitigen systematischen Behinderungen im Gegenverkehr der Vergangenheit an.

Die Chur-Arosabahn ist - mit Zugslängen bis zu 200 m – kein Tram. Aus diesem Grund und weil die Strassenlängen zwischen den neuralgischen Verkehrspunkten Bahnhofplatz, Kreisel Gäuggelistrasse und Einmündung Grabenstrasse relativ kurz sind, wird das bestehende Betriebskonzept trotz zweigleisiger Anlage beibehalten. Mit anderen Worten: die zweigleisige Anlage zwischen Bahnhofplatz und Grabenstrasse wird nicht als Doppelspur betrieben; die Züge der Chur-Arosabahn kreuzen auch in Zukunft nur auf der Kreuzungsstelle Chur Sand und auf dem Bahnhofplatz. Oder: bahnbetrieblich ist die Stadtstrecke Chur damit auch nach dem zweigleisigen Ausbau eine Einspurstrecke. Beim Knoten Bahnhofplatz / Engadinstrasse / Tivolistrasse wurde zur Verbesserung der Sicherheit eine neue Lichtsignalanlage installiert.

Mit der Krediterteilung vom 10. Januar 2006 - Finanzvereinbarung Bund/RhB für die 3. Etappe Ausbau Bahnhof Chur - ist auch der Finanzierungsanteil RhB an die Gesamtsanierung der Engadinstrasse mit zweigleisigem Ausbau gesichert. Die Baubewilligung wurde am 8. September 2006 durch das Bundesamt für Verkehr erteilt.

Die umfangreichen Bau- und Verlegearbeiten für die Erneuerung der diversen Werkleitungen – eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten wie auch für die davon betroffene Nachbarschaft, der wir für das grosse Verständnis danken - begannen am 7. August 2006. Die Inbetriebnahme der Gleisanlage mit dem zweigleisigen Ausbau in der Engadinstrasse konnte wie geplant am Sonntag, 6. Mai 2007 durchgeführt werden. Die Gleisbauarbeiten erfolgten in enger Koordination mit der Erneuerung der diversen Werkleitungen und der Strasse abschnittsweise. Trotzdem sind grössere verkehrliche Einschränkungen sowohl strassen- wie auch bahnseitig während der Bauzeit nicht zu umgehen.

Letzte Fertigungsarbeiten
Mit Inbetriebnahme der Gleisanlagen sind die Bauarbeiten an der Engadinstrasse noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Arbeitsziele konnten durch den grossen Einsatz sämtlicher Beteiligten und insbesondere der Bauunternehmungen und durch die dem Bau entgegenkommenden Wetterbedingungen alle erreicht werden. Wie geplant, muss beim Kreisel Gäuggelistrasse in der Nacht vom Dienstag, 8. Mai 2007, auf den Mittwoch, 9. Mai 2008, ab 19.15 bis 05.30 Uhr im Kreisel Gäuggeli der Deckbelag eingebaut werden. Zwischen 22.10 und 05.00 Uhr besteht ein Bahnunterbruch der Chur-Arosabahn. Für die beiden letzten Kursverbindungen gibt es einen Bahnersatz. Während dieser Zeit wird der Kreisel grossräumig gesperrt sein. Umleitungen für den Verkehr sind signalisiert. Der Einbau des Deckbelages ist witterungsabhängig, daher kann es sein, dass der Einbau um eine Nacht verschoben werden muss.

Die diversen Fertigstellungsarbeiten werden noch bis zum 16. Mai 2007 erfolgen. Die Wiederinbetriebnahme der Engadinstrasse im Abschnitt Grabenstrasse bis Kreisel Gäuggeli erfolgt am Freitag, 11. Mai 2007. Der Neubau Bahnanlagen auf dem Bahnhofplatz und die Inbetriebnahme der zweigleisigen Bahnanlage auf der Engadinstrasse bedeutet ein weiterer Meilenstein in den Bestrebungen RhB zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Minimierung von Stop and Go Fahrten auf der Stadtstrecke Chur.