Der Glacier Express – Ein Gebirgszug im Banne der Naturgewalten

Als ausgesprochener Gebirgszug ist der Glacier Express den Naturgewalten besonders ausgesetzt. Wenn bei stürmischen Winden und starken Schneefällen die Bündner und Walliser Strassenpässe gesperrt oder vorübergehend geschlossen werden müssen, zieht der Glacier Express in der Regel sicher und unbeirrt seine «Bahnen».

Eine Pionierleistung im Bahnbau
In seltenen Fällen jedoch muss auch der Glacier Express vor den Naturgewalten kapitulieren. Meistens sind diese Unterbrüche jedoch von kurzer Dauer. Dass der Fahrgast jedoch auch bei heftigen Schneefällen bequem zurücklehnen oder sogar im angenehm geheizten historischen Speisewagen gemütlich das frisch zubereitete Dinner geniessen kann, verdankt er den Eisenbahnpionieren, die vor über hundert Jahren die einzigartige Eisenbahnstrecke von St. Moritz nach Zermatt, quer über und durch die Alpen, verlegten. Mühsam und mit bescheidenen technischen Hilfsmitteln wurden Tunnels und Galerien gebaut, Lawinenschutzbauten errichtet. Und sollten Naturgewalten den Glacier Express trotzdem auf seiner Fahrt stoppen, werden die notwendigen Schneeschleudern- und pflüge, aber auch kräftige Männer mit Schneeschaufeln im Kampf gegen Schnee und Regen eingesetzt.

Bei einigen Naturereignissen musste der Glacier Express in den letzten Jahrzehnten jedoch für kurze Zeit eingestellt werden oder die Fahrgäste mussten unterwegs umsteigen. Seit seiner Jungfernfahrt 1930 haben 4.8 Millionen Passagiere das einzigartige Reiseerlebnis geniessen können. Dass die Sicherheit der Fahrgäste immer oberste Priorität geniesst, wird durch die Tatsache belegt, dass der Glacier Express bis heute ohne nennenswerte Unfälle sein Ziel erreichte.

«Viviane» tobt auf dem Oberalppass
Im Juli 1987 überschwemmt der Vorderrhein die Bahnlinie bei Trun und durchflutet zwei Tunnels. Der Glacier-Express fährt einerseits von St. Moritz bis Ilanz bzw. Tavanasa und von Westen her bis Disentis. Dazwischen verkehren Postautos. Bahn-Mitarbeiter helfen wesentlich mit beim Gepäckumlad. Die Platzreservierung wird in den Anschlusszügen zuverlässig weitergeführt. Alle wichtigen Ausgangsbahnhöfe und Zwischenbahnhöfe erhalten zur Aufrechterhaltung der Platzreservierung Fax-Geräte. Der Unterbruch bei Trun dauert bis September 1987. Insgesamt werden zwischen Juli und September 48'000 Fahrgäste mit Postautos befördert und Tausende von Gepäckstücken umgeladen.

Am 24. August 1997 wird der Bahnhof Andermatt durch eine Schlammlawine überflutet. Wiederum können die Passagiere mit Postautos die Unterbruchsteile umfahren. Die Programme der Reiseveranstalter können planmässig eingehalten werden. Der Glacier Express hat eine weitere grosse Bewährungsprobe glänzend überstanden.

Am 27. Februar 1990 wird der Glacier-Express 904 auf dem Oberalppass durch den Sturm Viviane umgeblasen. Glücklicherweise verletzt sich keiner der Fahrgäste; sie verbringen hingegen eine feucht-fröhliche Nacht in einem Militärlager. Zufälligerweise befand sich der Medienverantwortliche der Rhätischen Bahn mit einer Journalistengruppe aus Österreich in diesem Zug und zufälligerweise hatte er an diesem denkwürdigen Tag auch noch Geburtstag…

Im Frühling 1991 wird die Bahnstrecke Brig - Zermatt bei Randa durch einen Bergsturz unterbrochen. Wiederum können die Passagiere die Unterbruchsteile mit Bussen umfahren. Der Glacier Express verkehrt auf der übrigen Strecke planmässig.

Besonders arg erwischt es am 16. November 2002 die Strecke im bündnerischen Oberland zwischen Ilanz und Disentis. Das grosse Unwetter beschädigte an verschiedenen Orten die Bahnanlagen des Glacier Express. Durch die Aufräum- und Reparaturarbeiten mussten die Passagiere zum Teil auf Busse umsteigen und die beschädigten Streckenabschnitte auf der Strasse umfahren.