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Grosser Bahnhof für den Trenino Rosso
05/05/2007
Am 5. Mai 2007 fand die Eröffnung der neuen Stationsanlage in Tirano statt. Damit erhält auch der End- bzw. Ausgangsbahnhof der Berninalinie der Rhätischen Bahn (RhB) endlich eine zeitgemässe und funktionelle Infrastruktur. In Hinblick auf grosse bevorstehende Ereignisse – laufende UNESCO-Kandidatur, 100-Jahrfeier der Berninalinie - war der Ausbau überfällig. Die Taufe eines UNESCO-Triebwagens und die Vorpremiere des neuen Panoramazuges Trenino Rosso bildeten den Höhepunkt der grossen Feier am südlichsten Bahnhof der RhB.
Mit modernem Bahnhof in eine neue Ära
Rund 200'000 Fahrgäste benützen jährlich den Bahnhof Tirano. Besonders in der Hochsaison im Sommer spielten sich auf den Bahnhofanlagen jeweils groteske und bisweilen sogar gefährliche Szenen ab. Wegen der völlig ungenügenden Infrastruktur musste sich der Fahrgast jeweils über Gleise und Schotterbett seinen Wagen suchen, bzw. sich den Weg vom Zug Richtung Bahnhofausgang erkämpfen. Die Perronanlagen waren schlicht zu eng und zu kurz um die Fahrgastströme zu regeln, die Bernina Express-Panoramazüge ragten weit über das Perronende hinaus und mussten deshalb getrennt abgestellt werden. Auch für den Gütertransport – rund 55'000 Tonnen Holz erreichen jährlich Tirano – waren die Gleise für einen effizienten Umschlag zu kurz.
Seit dem 5. Mai 2007 ist dies Geschichte: Mit einer Radikalkur wurde der Bahnhof Tirano auf Vordermann gebracht und wird nun auch für kommende grosse Aufgaben gewappnet sein. 13.5 Millionen Franken investierte die RhB in einen modernen, funktionellen Bahnhof und rüstet sich damit für die grossen bevorstehenden Ereignisse und die damit erwartete deutliche Frequenzzunahme auf der Berninalinie. Auf den grossräumigen Bahnanlagen kann in Zukunft der Reise- sowie der Güterverkehr effizient und sicher abgewickelt werden.
Mit einem grossen Bahnhoffest feierten die einheimische Bevölkerung, die politischen und wirtschaftlichen Instanzen aus Graubünden und Valtellina sowie die Rhätische Bahn «ihren» neuen Bahnhof.
Trenino Rosso…
Das Bahhoffest bildete einen perfekten Rahmen für die Lancierung neuen Bernina-Panoramazug «Trenino Rosso». Erstmals kommen auch Gäste aus dem norditalienischen Raum in Genuss von Fahrten mit modernen, klimatisierten Panoramazügen Richtung Bernina und zurück - mit einem optimal abgestimmten Fahrplan! Der Zug verlässt Tirano jeweils um 08.49 (St. Moritz an 11.11) und 12.44 (St. Moritz an 15.11.) und führt die Gäste nachmittags um 15.39 wieder ab St. Moritz zurück nach Tirano (an 18.20).
Die Faszination des Bernina Gebiets und die grosse Ausstrahlung der Sport – und Jet-Set-Metropole St. Moritz in ganz Norditalien versprechen einen erfolgreichen Start des Trenino Rosso. Dies ums mehr, als die RhB in den letzten Jahren stark wachsende Frequenzen auf der Süd-Nord-Verbindung der Berninalinie registriert. Die Bekanntheit und Beliebtheit des «Trenino Rosso» - in Italien wird die Rhätische Bahn und selbst der Bernina Express liebevoll Trenino Rosso genannt – sowie eine intensive Marktbearbeitung in Italien mit einem eigenen Vertriebsstützpunkt in Milano werden dem neuen Panoramazug ohne Zweifel zu einem guten Start verhelfen.
…UNESCO…
Zur Zeit läuft die Kandidatur um Aufnahme der Rhätischen Bahn und der Kulturlandschaft Albula/Bernina als UNESCO-Welkulturerbe. Diese Bahnstrecken zwischen Thusis und Tirano (I) sind hervorragende und technisch innovative Beispiele für die Erschliessung der hochalpinen Landschaft und gehören zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen der Welt. Zur aussergewöhnlichen Bedeutung der Albula- und Berninastrecke gehört auch die sie umgebende Landschaft. Einerseits ist der direkte Bezug zum Bahnbau von einzigartiger Qualität, andererseits führt die Strecke durch eine überaus reiche Kulturlandschaft. Die Kunstbauten der Bahn bilden mit der besonderen Topographie eine Einheit.
Es ist völlig unbestritten, dass ein UNESCO-Label nicht nur für die Rhätische Bahn, sondern für den Kanton Graubünden und für die Schweiz als Ganzes von hoher touristischer Bedeutung ist. Schliesslich sind es bisher weltweit nur zwei Bahnen (die Semmeringbahn und die indische Darjeeling-Himalaya Bahn), welche ein solches Prädikat tragen dürfen. Mit einem Entscheid des UNESCO-Welterbe-Komitees ist im Sommer 2008 zu rechnen.
…mit Einbezug von Tirano
Der ursprüngliche Perimeter des nominierten Gutes beschränkte sich auf das Hoheitsgebiet der Schweiz und beinhaltete entsprechend die Strecke Thusis – St. Moritz – Campocologno. Nach diplomatischen Kontakten zwischen der Schweiz und Italien sowie Gesprächen auf lokaler Ebene ist es gelungen, den Perimeter bis zur Endstation nach Tirano zu verlängern. Damit bildet die Berninalinie in ihrer vollen Länge Teil der Nomination. Durch diesen Einbezug von Italien wird die Kandidatur als transnationales Projekt aufgewertet.
UNESCO-Triebwagen
Seit einigen Monaten dreht eine RhB-Lok im UNESCO-Look bereits ihre Kreise auf dem Stammnetz der RhB. Aus technischen Gründen kann diese Lokomotive nicht auf der Berninalinie eingesetzt werden. Mit dem neu bemalten Bernina-Triebwagen ABe 4/4 51 «Poschiavo» hat nun auch die Berninalinie einen viel beachteten Botschafter, welcher zwischen St. Moritz und Tirano täglich auf die UNESCO-Kandidatur aufmerksam macht. Der Triebwagen wurde der Öffentlichkeit im Rahmen des Bahnhoffestes in Tirano mit einer kleinen Inszenierung erstmals präsentiert.