Neuer Bachdruchlass in 14 Stunden
05/01/2007
Im November 2002 wurde die Südostschweiz von einem grossen Unwetterereignis betroffen. Langandauernde und starke Niederschläge, verbunden mit hohen Temperaturen, führten zu Überschwemmungen, Erdrutschen und Murgängen. Auf dem Gemeindegebiet von Domat / Ems betrug die gesamte Schadenssumme etwa 20 Mio. Franken.
Der Bach aus dem Val Mulin führt normalerweise nur wenig Wasser oder ist ganz ausgetrocknet. Im November 2002 flossen sehr grosse Wassermengen vermischt mit Geröll und Sand ab. Die Kantonsstrasse, die RhB Linie und die Autobahn wurden überschwemmt. Das Wasser suchte sich einen neuen Abfluss, was zu Überschwemmungen des Siedlungsgebietes bis Felsberg führte. Der Bahnhof Felsberg stand knietief unter Wasser. Die Schäden an den Anlagen der Rhätischen Bahn betrugen rund CHF 5 Mio.
Die Gemeinde Domat / Ems hat in der Zwischenzeit ein Gesamtprojekt erarbeitet, dessen Ziel die Begrenzung oder Vermeidung von Schäden im Siedlungsgebiet bei zukünftigen Hochwasserereignissen ist. Im April wurde mit der Ausführung der ersten Etappe des Gesamtprojektes begonnen. In diesem Jahr wird das Bachgerinne im Bereich Spielplatz La Val bis zur Rheinmündung ausgebaut.
Als Bestandteil der ersten Ausbauetappe wurde der alte Bachdurchlass unter der RhB Linie, der bisher lediglich eine Durchflussbreite von 3.05 m aufwies, ersetzt. Dieser Querschnitt genügte den Hochwasserabflüssen aus dem Val Mulin bei weitem nicht. Das neue Durchflussprofil wurde auf 6.40 m verbreitert und somit mehr als verdoppelt.
Der zweispurige Bahnbetrieb auf der Strecke Chur – Reichenau muss dauernd aufrechterhalten bleiben. Aus diesem Grund hat die Gemeinde Domat / Ems auf Vorschlag der Rhätischen Bahn die Variante gewählt, den Bachdurchlass mit vorfabrizierten Betonelementen auszubauen. Dabei wurden im März total 7 Elemente, je mit einem Gesamtgewicht von rund 45 to, hergestellt und nach Domat / Ems geliefert. In der Nacht vom Samstag 5. auf Sonntag 6. Mai wurden die Bahnlinie von 18.15 – 07.45 Uhr gesperrt und ein Ersatzbetrieb mit Autobussen eingerichtet. In dieser knapp 14-stündigen Zugsbetriebspause konnten der alte Bachdurchlass abgebrochen, der gesamte Aushub von 350 m3 ausgebaggert, die 7 Betonelemente versetzt, mit Erdmaterial hinterfüllt und die Gleise wieder montiert werden. Die Betonelemente wurden mit einem Spezialkran in 4½ Stunden eingebaut.