Blick zurück

Wie ein Kamel dem höchsten Viadukt der RhB die Show stiehlt

Ein aussergewöhnliches Geschöpf bahnt sich gemütlich seinen Weg über den höchsten Viadukt der RhB, den Wiesnerviadukt. Ein Hirsch? Auch ein Lama wäre denkbar. Oder doch nur eine Fata Morgana?

Nina Taddei, Praktikantin Unternehmenskommunikation, 07. Februar 2020

Selbst die einheimischen Wanderer, die bereits die unterschiedlichsten Tiere hier beobachtet haben, kommen aus dem Staunen nicht heraus. Obwohl die Landwasser rund 90 Meter unterhalb der RhB Schienen rauscht und tost, läuft ein Kamel seelenruhig vom einen Ende des 200 Meter langen Viadukts zum anderen. Als ob es hier zwischen Davos und Filisur, fernab von Wüstensand, zu Hause wäre. 

Erst bei genauerem Hinsehen sind die Filmcrew und die Sicherheitsverantwortlichen der RhB erkennbar. Sie beobachten die Szene aus einiger Entfernung. Für einmal stehen nicht der Landwasserviadukt oder ein historisches Bahnhofsgebäude der RhB im Fokus der Filmproduzenten. Diesmal gebührt die Ehre dem Wiesnerviadukt, dem Wahrzeichen der Strecke Davos – Filisur. Obwohl, lenkt das Kamel nicht doch etwas vom atemberaubenden Viadukt ab?

Ein aussergewöhnlicher Anblick: Ein Kamel überquert den Wiesnerviadukt.

Das «System Coray»

Beim Bau des Wiesnerviadukts zwischen 1906 und 1908 kam ein System technischer Kühnheit und handwerklichen Geschicks zum Einsatz. So wurden die Ausmasse der Brücke in Form von hölzernen Lehrgerüsten errichtet, ehe die Arbeiter mit Stein, Mörtel und Sand die eigentliche Brücke mauern konnten. Das sogenannte «System Coray» wurde von Richard Coray, der zu den bedeutendsten Schweizer Brückenbauern zählte und als wortkarger, aber bärenstarker Bündner galt, entwickelt. Das entsprechende Gerüst wurde in 140 Tagen unter der Leitung von Richard Coray höchstpersönlich errichtet. Während der Bauarbeiten wurden die verfügbaren Natursteine aus der Region immer knapper. Deshalb griffen die Arbeiter kurzerhand auch auf Betonblöcke zurück, die wohlweislich nur an nicht sichtbaren Stellen platziert wurden. Die Verkleidung des Viadukts konnte vollständig in Naturstein gehalten werden. Im Winter 1908 war der Viadukt fertiggestellt. Am 1. Juli 1909 wurde die Strecke offiziell eröffnet. 

Davos nimmt die Sache selbst in die Hand

Wegen des unwegsamen Geländes zwischen Davos und Filisur und um den Lawinenzügen auszuweichen, verlegte die RhB die Bahnlinie mehrfach in Tunnels. Gleichzeitig war neben dem Wiesnerviadukt die Erstellung weiterer Viadukte nötig, sodass die Baukosten am Ende pro Streckenkilometer fast so hoch waren wie bei der teuren Albulalinie. 

Die Albulalinie war es auch, die den Weg für die Strecke von Davos nach Filisur ebnete. Hätte sich das Bündner Volk im November 1889 gegen den Bau der Albulalinie entschieden, wäre aus Davoser Sicht eine Verbindung nach Filisur wohl nicht gross thematisiert worden. Die Davoser beschlossen am 6. Dezember 1903 an einer Volksabstimmung, die benötigten 1,25 Millionen Franken für den Bau der Strecke aufzubringen. Klosters und weitere Prättigauer Gemeinden unterstützten das Vorhaben, sodass ein Betrag von 1,77 Millionen Franken zusammenkam und wenn man es so will, legten sie auch den Grundstein für die Filmkulisse mit dem Kamel auf dem Wiesnerviadukt.

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Der Wiesnerviadukt überspannt den Fluss Landwasser in 89 Meter Höhe.

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