Hinter den Kulissen
Steinschlaggalerie «Aulta»
Zwischen Trin und Versam entsteht ein Neubau, der sich über Jahrzehnte natürlich in die Landschaft integrieren wird. Der Bau der Steinschlaggalerie Aulta ist eine besondere und faszinierende Herausforderung.
Der Streckenabschnitt zwischen Trin und Versam weist im Gebiet Las Ruinas und Aulta grosse, vegetationslose Rutschhänge von bis zu 300 Metern Höhe auf. Der Geschiebeanfall, insbesondere bei Regen und bei Tauwetter im Frühling und Herbst, ist beträchtlich und die Unterhaltsarbeiten gestalten sich als sehr aufwändig und gefährlich. Der Bedarf nach einer dauerhaften Schutzkonstruktion in diesem Bereich führte zum Projekt Steinschlaggalerie Aulta.
Komplettansicht Baustelle Steinschlaggalerie Aulta.
Steinschlaggalerie mit dem Baugleis Ansicht Richtung Trin.
Bei der Steinschlaggalerie Aulta handelt es sich um eines der wenigen Neubauprojekte auf dem RhB-Schienennetz. Sie ist als Überleitbauwerk konzipiert, welches den natürlichen Geschiebetransport, ausgelöst durch Erosionsprozesse, zulässt. Da die Ruinaulta im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung eingetragen ist, war das Ziel, die landschaftlichen Eingriffe minimal zu halten und das Bauwerk so natürlich wie möglich in die Landschaft einzufügen. Die talseitige Stützenform wird konisch ausgeführt und lehnt sich gestalterisch an die im Hang vorkommenden Runsen an. Beidseitig wird die Galerie von jeweils rund 300 Meter Schutznetzen flankiert.
Projektwettwettbewerb "Steinschlaggalerie Aulta": Modell Siegerprojekt "REFLEXIUN".
Die konischen Stützen sind Runsen nachempfunden.
Die 295 Meter lange Galerie wird unter laufendem Zugbetrieb gebaut und hauptsächlich in Ortbeton erstellt. Einzig die Deckenelemente werden im Werkhof vorfabriziert und müssen auf der Baustelle nur noch an Ort und Stelle platziert werden. Eigens für den Transport des Betons wurde eine Seilbahn vom gegenüberliegenden Hang bis über die Baustelle installiert. Weiter führt ein Baugleis hinter die Galerie, um Materialtransporte zu erleichtern. Auf der Bergseite ist die Galerie flachfundiert, talseitig wird sie aufgrund des fehlenden Platzes auf Mikropfählen tiefenfundiert. Ein weiterer Vorteil von Mikropfählen ist, dass bei einer allfälligen Freilegung durch Hochwasser die Stabilität und Sicherheit der Steinschlaggalerie erhalten bleibt.
Die Mikropfähle mit unterschiedlichen Neigungen.
Nach dem Bau wird das Baugleis abgebaut und der Raum zwischen Hang und hangseitiger Galeriewand mit Geröll gefüllt, damit die Galerie die grosse Steinschlageinwirkung aufnehmen kann. Der Raum wird nicht bis oben hin ausgefüllt: Um der natürlichen Hangbewegung Platz zu lassen, lässt man einen Graben als Pufferzone. Auch das Galeriedach wird zwei Meter stark mit Material eingedeckt. Das dafür notwendige Geröll stammt grösstenteils vom Rutschgebiet Islahalda und wird per Bahnwagen während mehreren Wochen nachts aufgeschüttet. Die Steinschlaggalerie Aulta wird in schätzungsweise 30 – 40 Jahren durch natürliche Erosionsprozesse soweit aufgefüllt sein, dass der natürliche Geschiebetransport über das Galeriedach wiederhergestellt wird. Um einen Rückfluss des Gesteins in die Galerie zu verhindern, wird zwischen den Stützen eine Leitmauer erstellt, die aber trotzdem eine gute Sicht auf die Ruinaulta zulässt.
Das Galeriedach wird nach dem Bau mit Geröllmaterial gefüllt.
Die Hauptarbeiten an der Steinschlaggalerie Aulta werden im Herbst 2024 abgeschlossen. Die Galerie basiert auf dem Siegerprojekt «Reflexiun» des Projektteams F. Preisig AG Bauingenieure und Planer (Zürich) in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Wegmüller (Klosters), Cavegn Media Design (Alpnach Dorf) und Urs. A Furrer (Küblis). |
3 Kommentare
Hallo! Ich bin eine alte Dame(87), die in ihrem Leben, mit meinem verstorbenen Mann) gewiss 50 Monate Ferien per Suissepass) in der Schweiz und speziell in Graubünden unterwegs war. Ich bin immer wieder fasziniert von der Präzision und der Sorgfalt, mit der die Verkehrsgesellschaften mit ihrem "Schutzbefohlenen) umgehen. In Deutschland ist dieses Thema eine Katastrophe. Ich glaube, wir haben in den Eisenbahnferien nie einen Anschluss verpassen müssen und waren glücklich, wie sauber , freundlich und einfach schön alles aussah und auch war. Ach, wäre ich doch noch jung!!! Ich bedanke mich für all die Augenfreuden und Annehmlichkeiten, die wir erleben durften und hoffe, Sie alle an denentsprechenden Arbeitsorten dürfen noch weiterhin so im Segen wirken. Mit Sehnsucht (auch nach den gedruckten Fahrplänen, von denen ich einen verwahrt habe), bin ich Ihre Heidi Otten.
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Mein Vorname ist verkorkst zurückgekommen. Ich heiße echt Heidi.
Schöner Kommentar Frau Otten! Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Reisen und vorallem gute Gesundheit.
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