Hinter den Kulissen

«Nie ohne meine Listen»

Nicole Kühner ist seit 2017 bei der RhB tätig. Anfangs war sie in der Immobilienbewirtschaftung tätig, seit 2021 ist sie Baustellenkoordinatorin. Wir haben die Wahl-Bündnerin getroffen und einen Einblick in ihren Arbeitsalltag erhalten.

Onlineredaktion Rhätische Bahn AG, 07. März 2025

Der Fahrplan wird von Jahr zu Jahr dichter, und je mehr Verkehr über das Netz der Rhätischen Bahn rollt, desto mehr muss gebaut und saniert werden. Zudem ist auf Grund gesetzlicher Anforderungen, zum Beispiel dem Behindertengleichstellungsgesetz, das Investitions- und dadurch auch das Bauvolumen massiv angestiegen. Dies führt zu vermehrt auftretenden Konflikten in der Gleisbelegung. Um diesen Konflikten entgegenzuwirken, schuf die RhB 2020 den neuen Bereich Koordination Projekte. Die Aufgabe des neuen Teams: sämtliche Daten zu Projekt- und Bauvorhaben auf den RhB-Strecken darstellen, Konflikte erkennen und aufzeigen.

Eine, die fast von Anfang als Baustellenkoordinatorin dabei ist, ist Nicole Kühner. Die Baslerin begann ihre RhB-Karriere 2017 bei den Immobilien: «Die Immobilienbewirtschaftung ist meines Erachtens bei der RhB spannender als bei anderen Firmen. Durch die alten Bahnhofsgebäude und Wärterhäuschen hebt sich die Arbeit von einer normalen Bewirtschaftung ab. Diese Objekte faszinieren mich sehr und die Strecken, die man auf dem Weg zu diesen geniessen kann, sind einzigartig.» Nach einigen Jahren verspürte Nicole Lust auf etwas Neues, wollte aber gerne bei der RhB bleiben. Die modernen und attraktiven Anstellungsbedingungen, die Vorsorgesicherheit und ein motivierendes Arbeitsklima begeistern sie vollends. Als sie die Stelle als Baustellenkoordinatorin ausgeschrieben sah, fühlte sie sich sofort angesprochen.

«Zum damaligen Zeitpunkt war zwar noch völlig unklar, welche Aufgaben die Stelle beinhaltete. Aber die Aussicht, beim Aufbau dieses Bereichs dabei sein und Neues einbringen und umsetzen zu können, hatte es mir sofort angetan», erzählt sie. Das Streckennetz war ihr durch die Immobilienbewirtschaftung bestens bekannt; Planen und Organisieren war von jeher eine Leidenschaft von ihr. Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit und die Arbeit mit den Projektleitern sprach sie ebenfalls an – und so gehört Nicole seit August 2021 der Infrastruktur an.

Die Baustellenkoordinatorin Nicole Kühner lächelt in die Kamera.

zVg durch Nicole Kühner

Gemeinsam mit ihren Teamkollegen begann sie, Grundlagen zu schaffen, um sämtliche Daten aufzunehmen und mögliche Konflikte zu erkennen. Und Konflikte sind in diesem Fall in erster Linie Gleisbelegungen und Fahrleitungsschaltungen: «Wenn die Person, die das Projekt leitet, einen Umbau an einem Bahnhof im Prättigau plant, dann braucht sie dazu Platz. Für das Material, für die Baufahrzeuge – und zum Bauen, idealerweise also ein gesperrtes Gleis, damit er alle Arbeiten durchführen kann. Natürlich wird grundsätzlich versucht, während der Nacht zu bauen. Aber beispielsweise vier Stunden Nachtzugspause sind für manche Arbeiten schlicht zu wenig Zeit. Und wenn nun im Prättigau ein Gleis gesperrt ist, kann während dieser Zeit kein Material nach Klosters geliefert werden. Zudem müssen wir immer darauf achten, dass das Prättigau und die Albulastrecke nicht gleichzeitig gesperrt sind, so dass die Verbindung ins Engadin nicht komplett unterbrochen ist.» Die Aufgabe von Koordination Projekte ist es, diese Art von Konflikten zu vermeiden und alles aneinander vorbeizuplanen, so dass alle Bauarbeiten möglichst optimal für alle Beteiligten und mit möglichst geringen Einbussen für die Fahrgäste durchgeführt werden können.

Ein vorgefertigtes Programm gab und gibt es bis heute nicht, somit war von Anfang an Innovation gefragt: «Mittels Excel erschufen wir Liste um Liste, um sämtliche Details erfassen, kontrollieren und visualisieren zu können. Auch heute noch wird alles ständig weiterentwickelt, das ist nach wie vor ein laufender Prozess», berichtet Nicole. Um alle Daten abbilden und weiterverarbeiten zu können, ist das Team von Koordination Projekte darauf angewiesen, von allen Projekt- und Bauleitern sämtliche Infos zu benötigten Sperrungen, Arbeiten in Nachtzugspausen und Fahrleitungsschaltungen für ihre Projekte zu bekommen. Das setzt die Kooperation aller Beteiligten voraus: «Anfänglich war es nicht ganz einfach, sämtliche Projekt- und Bauleiter, Bahnmeisterinnen, Mitarbeitende der Betriebsplanung und so weiter auf unsere Seite zu bekommen. Jeder hatte das Gefühl, wir reden ihm in seine Planung rein oder nehmen ihm die Arbeit weg. (lacht) Aber mit viel Geduld und diversen Schulungen konnten wir die Kollegen überzeugen, dass wir ihnen nur helfen und sie unterstützen wollen. Heute hören wir von allen Seiten, dass es ohne uns gar nicht mehr machbar wäre.»

Nahaufnahme der Listen mit Angaben zum Fahrplan.

zVg durch Nicole Kühner

Für die Maschinenplanung tauscht sich das kleine Team regelmässig mit Logistik und Services aus, bereichsübergreifend arbeiten sie wiederum eng mit der Betriebsplanung zusammen. «Das Team der Betriebsplanung hilft uns, Zeiten für verlängerte Nachtzugspausen und Sperrdaten auszuarbeiten, die wir dann wiederum den Projektleitenden weitergeben können. Wir planen immer fürs Folgejahr und bis zu zehn Jahre im Voraus. Im Dezember übergeben wir sämtliche Listen und Daten den Bahnmeistern, die dann die unterjährige Koordination übernehmen.» Ein typischer Arbeitsalltag bei Nicole sieht wie folgt aus: Koordinationslisten öffnen, Absprachen mit Projektleitern und der Betriebsplanung treffen, wo nötig Absprachesitzungen mit allen Beteiligten organisieren, bei Bedarf zum Beispiel auch mit Güterverkehr und Rollmaterial, Sperrwünsche in Listen eintragen und in einer Übersicht visualisieren, Konflikte ausfindig machen, erkennen, wer betroffen ist und eingebunden werden muss, Informationsaustausch sicherstellen … «Ohne meine Listen läuft in meinem Job gar nichts. Manchmal begleite ich die Bauleitenden mit auf die Baustelle. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, zu sehen, wie beispielsweise eine Unterführung eingebaut wird oder Gleise erneuert werden», erzählt Nicole. So erlangt Nicole ein besseres Verständnis für die verschiedenen Arbeiten und Sperrmeldungen. Es hilft ihr dabei, besser abzuschätzen, wie viel Zeit welche Arbeiten in Anspruch nehmen und sie erlangt mehr Verständnis für die gewünschten Sperrabschnitte.

Neben Organisationsflair und Konflikterkennung braucht es für den Job als Baustellenkoordinatorin vor allem starke kommunikative Fähigkeiten, um mit allen Projektpartnern eine konstruktive Lösung finden zu können: «Ein gutes Verhältnis zu den Projektleitenden und zur Betriebsplanung ist die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.» 2024 war ein mit sehr vielen Baustellen gefülltes Jahr. Das alles ohne grosse Konflikte aufzugleisen, gelang nur dank der guten bereichsübergreifenden und engen Zusammenarbeit mit der Angebots- und Betriebsplanung. Aktuell gleist die Baustellenkoordinatorin zusammen mit den Projekt- und Bauleitenden ein Cluster für Klosters-Davos auf, dort stehen in den nächsten Jahren ca. zehn grössere Bauvorhaben an, die man in gemeinsam genutzten Totalsperren erledigen will. «Das ist sehr spannend und bringt viele Herausforderungen mit sich, die es zu meistern gilt. Die Zusammenarbeit zwischen den vielen Projektleitenden und unserem Team läuft sehr gut, das erfüllt mich mit Stolz und lässt mich meine Arbeit jeden Tag aufs Neue mit Freude angehen.» Das Rezept für das harmonische Miteinander und den Erfolg ihrer Abteilung ist für Nicole ganz klar ihr Chef und das Team an sich: «Ich fühle mich sehr wohl in meiner Position und in meinem Arbeitsumfeld. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Chef, Ivo Zimmermann, bedanken, denn ohne seine Wertschätzung und sein Vertrauen wäre ich nicht hier, wo ich heute bin. Allen Kolleginnen und Kollegen gebührt an dieser Stelle ebenfalls ein grosses Dankeschön. Ohne deren Unterstützung wäre unser Bereich nicht so erfolgreich. Herzlichen Dank an alle für die Kooperation und auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.»

2 Kommentare

Benitta Hartmann 14.03.2025

Schöner Beitrag, danke Nicole!

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Benitta Hartmann 14.03.2025

Schöner Beitrag, danke Nicole!

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