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Auf ihn hört an der Biathlon-WM die Polizei

Heinz Zwicky ist als Ressortleiter Verkehr ein Schlüsselspieler der Organisation der Biathlon-WM in Lantsch/ Lenz. Beruflich ist der Landquarter auf der Schiene zu Hause. Nun hört auch die Polizei auf sein Kommando.

10. Februar 2025

Quelle: Südostschweiz / Bündner Zeitung - Ausgabe 05.02.2025
Autor: Johannes Kaufmann


Noch ist nichts spürbar von etwaiger WM-Hektik bei Heinz Zwicky. Wobei eher nicht davon auszugehen ist, dass diese beim besonnen wirkenden 56- jährigen Landquarter jemals aufkommen wird. Schliesslich wurde er nicht zuletzt deshalb in seinen temporären Job als Ressortleiter Verkehr berufen, um als erfahrener Organisator auf der Kommandobrücke stets die Ruhe zu bewahren. Via einen Berufskollegen bei der Rhätischen Bahn (RhB) sei die Anfrage der Biathlon-Weltmeisterschaften in Lantsch/ Lenz nach einem erfahrenen Chef-Organisator übermittelt worden. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit sowie Lagebeurteilung mit seiner Ehefrau nahm Zwicky das Angebot gerne an. «Es reizt mich, auch abseits der Schiene einen Grossanlass durchzuführen», sagt er.

Es fehlen Parkplätze
Zwicky ist als Schlüsselspieler vorgesehen. Der Verkehr wurde neben der Unterbringung des Trosses während der Hochsaison als potenzielle Achillesferse des Grossanlasses ausgemacht. Dafür wurde Zwicky extra in einem Mandatsverhältnis für die WM von seinem Arbeitgeber übernommen. Über die nicht unwesentliche Ablösesumme sei Stillschweigen vereinbart worden. «Ich habe alles, was mit Verkehr zusammenhängt, unter mir - selbst die Polizei», erläutert er mit einem Lachen im Gesicht. Zu den Herausforderungen zählen die engen Platzverhältnisse vor Ort. Da es keinerlei Parkmöglichkeiten für Privatautos gibt, galt es, einen Park and Ride in Thusis zu organisieren. «Unser Hauptanliegen ist die Anreise per Bahn und Bus, deshalb ist auch der regionale ÖV zwischen Chur und Lenzerheide in jedem WM-Ticket enthalten», sagt Zwicky. Der Weltcup im Dezember 2023 diente für vielerlei Dinge als Probeanlass. Der fand noch ohne Zwicky statt. Er sagt aber klar: «Es wurden einige Verbesserungsmöglichkeiten ausgemacht.» Die Anreise wird primär durch den Partner Postauto gewährleistet. Die Haltestelle bei der Arena befindet sich nicht mehr im Dorfzentrum von Lantsch/Lenz, sondern neu oberhalb der Arena Richtung Lenzerheide. Hier ist mehr Platz vorhanden. Ob dies dann auch alles klappen wird? Zwicky tappt da trotz seiner Erfahrung im Dunkeln und sagt: «Da wir diesen Anlass nie durchgeführt haben, fehlen logischerweise die Erfahrungswerte. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass sich unser Konzept bewähren wird.» Erfahrungswerte kennt Zwicky indes aus seinem Berufsleben. Bei der RhB ist er als Spezialist für Sonderfälle abseits des normalen Verkehrs zuständig. Dazu zählt beispielsweise alljährlich die komplexe Abwicklung des Bahntransports während des Engadin Skimarathons. Mit an Bord war er auch im Oktober 2022 bei der Organisation des weit über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen sorgenden geglückten Weltrekords des längsten Passagierzuges auf der Schmalspur. Gewisse Erfahrungen sind also da, doch Zwicky sagt klar: «Ich kenne vor allem Tagesanlässe. Speziell an der WM ist die lange Dauer von zwei Wochen.» Da spielt es ihm in die Karten, dass die WM mit einem nicht so hohen Publikumsaufmarsch am Mittwoch, 12. Februar, mit der Mixed-Staffel lanciert wird. Der Tag dient auch als Probegalopp unter Wettkampfbedingungen. Zwicky will ihn nutzen, um an möglichst vielen Orten Erfahrungen zu sammeln. Das Personenaufkommen steigert sich sukzessive - bis zum Höhepunkt am Samstag, 22. Februar: Tag der besonders prestigeträchtigen StaffelEntscheidungen bei den Frauen und Männern. «An diesem Tag erwarten wir gegen 18 000 Personen. 40 zusätzliche Postautos werden eingesetzt werden», betont Zwicky.

Keine Zeit für Wettkämpfe
Spätestens dann wird Zwicky wissen, ob sein am Reissbrett entworfenes Verkehrskonzept den Praxistest besteht. Respekt, aber keine Angst hat er eigentlich nur vor einem: Nicht zu steuernde Einflüsse durch äussere Umstände wie heftigen Schneefall. Ansonsten macht er sich auf lange Einsatztage gefasst. Er geht nicht davon aus, dass er viel Zeit im Hotelzimmer verbringen wird. Wird es möglich sein, einen Wettkampf zumindest phasenweise zu verfolgen? «Eher nein», sagt Zwicky, «nur während der Wettkämpfe werde ich ein wenig durchatmen können. Dann hoffe ich, Zeit fürs Essen zu finden.» Ein passionierter Biathlon-Anhänger ist Zwicky ohnehin nicht, auch wenn er sich gerne am TV ab und an Wettkämpfe anschaut. Ein Sportanhänger ist er aber alleweil. Zwicky verbindet dies mit seinem Hobby, der Sportfotografie. Bei den Heimspielen des HC Davos ist er oft an der Bande anzutreffen. Besonders angetan hat es ihm der Radrennsport, mit vielen Kontakten ins Kernland Belgien. Hier kennt er sich aus, weiss genau, wo sich bei den Klassikern wie der Flandern-Rundfahrt die Schleichwege befinden. Doch ab sofort gilt der Fokus dem Biathlon und der WM. Zwicky sagt: «Die Belastung wird hoch sein, ich bin aber stolz, ein Teil dieser für den Kanton einmaligen Veranstaltung zu sein.»
 

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