Kurz erklärt

Grosses Bahnerlebnis auf kleinem Raum: Faszination Modelleisenbahnen

Die Rhätische Bahn begeistert weltweit – nicht nur in Originalgrösse, sondern auch als Modell. Manche bauen eine perfekte Nachbildung einer RhB-Strecke, andere lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Doch am Ende verbindet sie alle die Liebe zur Eisenbahn.

Onlineredaktion Rhätische Bahn AG, 25. März 2025

Der Raum zwischen Realität und Miniatur

Was fasziniert Menschen seit Generationen an der Miniaturbahnwelt? Ist es die Kombination aus Technik, Kreativität und Nostalgie? Ist es die präzise Nachbildung realer Vorbilder oder das Gefühl, selbst eine Lok über eine berühmte Strecke steuern zu können? Wer eine detailreiche Miniaturbahn betrachtet, spürt sofort: Hier treffen Wirklichkeit und Fantasie aufeinander, hier vereinen sich Geschichte, Handwerkskunst und Ingenieurskunst in kleinem Massstab. Ob ein Zug nun durch ein verschneites Bergdorf fährt oder in einen imaginären Bahnhof rollt: In dieser «Zwischenwelt» verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Illusion. Genau das macht den Reiz dieser faszinierenden Passion aus.

Eine Modell-Lokomotive auf den Schienen bei der Überfahrt über einen Viadukt.

zVg durch Noah Balzer

Eine Modell-Lokomotive auf den Schienen bei der Überfahrt über einen Viadukt.

zVg durch Noah Balzer

Detailverliebtheit und Handwerkskunst

Modelleisenbahnerinnen und Modelleisenbahner sind oft Perfektionisten, die viel Zeit und Mühe in die Gestaltung ihrer Anlagen investieren. Mit beeindruckender Detailverliebtheit entstehen Landschaften mit Bäumen, Büschen und Gewässern. Sie bauen Bahnhöfe, Brücken, Gebäude und Tunnel nach; die ikonischen Bauwerke der Rhätischen Bahn dienen dabei vielfach als Inspiration. Auch Strecken wie die Albula- oder die Berninalinie werden gerne in Miniatur nachgebaut, und das mit beeindruckender Präzision. Dabei kommen die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz: Holz, Moos, Kunststoff, Stoff, Gips, Farbe und vieles mehr. Manche Dinge wie Figuren gibt es fertig zu kaufen, für gewisse Gebäude und Bauwerke stellt die RhB Modelbauenden Pläne zu Verfügung. Und ansonsten ist Kreativität gefragt.

Ein Meister an Kreativität ist Bernhard Tarnutzer, Erbauer der Modellbahn-Werkstatt im Bahnmuseum Albula in Bergün. Nicht nur die kleinen Figuren hauchen «seiner» Miniaturwelt Leben ein. Auf der Anlage des Bahnmuseums erzählt jeder Felsen, jedes Gebäude und jede Kurve eine Geschichte. Wer genau hinschaut, erkennt beispielsweise, dass die Lawinenverbauungen aus kleinen Eisenbahnschwellen gebaut sind (in Wirklichkeit werden auch oft alte Eisenbahnschwellen genutzt) und das Gitternetz an der Brücke im früheren Leben mal ein Teesieb war. In Bergün erweckt Tarnutzers Liebe zum Detail den Mikrokosmos zum Leben und macht aus der Anlage ein lebendiges Kunstwerk. Nicht umsonst wird die Spurbreite H0M auch Königsspur genannt; der Massstab 1:87 lässt viele detailgetreue Verwirklichungen zu.

Eine Modell-Lokomotive mit roten Wagen auf den Schienen.

zVg durch Noah Balzer

Modell-Lomotive stehend auf Gleisen.

zVg durch Noah Balzer

Die Leidenschaft hinter den Kulissen

Hinter jeder perfekt laufenden Modelleisenbahn steckt viel Arbeit. Je häufiger eine Bahn läuft, desto mehr Abrieb entsteht. Für die Betreibenden heisst das: Sowohl Loks als auch Waggons müssen regelmässig gereinigt, gewartet, geölt und gelegentlich repariert werden, damit sie sanft über die Schienen gleiten. Die Krokodil-Vorführlok im Ortsmuseum Bergün beispielsweise ist pro Jahr mehr Zeit im Einsatz als das echte Krokodil, seit dieses nicht mehr im Sommer zwischen Filisur und Davos unterwegs ist – hier ist viel Unterhalt nötig.

Auch die Gleisanlagen selbst erfordern viel Pflege: Weichen müssen regelmässig geölt, Schotter erneuert, Häuser abgestaubt werden … Schon ein Staubkorn in den Gleisen kann einen Zug stoppen! Vielleicht wurde beim letzten Abstauben aus Versehen die Oberleitung berührt? Oder hat ein Baum etwas Grün verloren? Die Arbeit an einer Modelleisenbahnanlage ist nie fertig. Für das perfekte Zusammenspiel aus Technik und Illusion braucht es viel Hingabe, Zeit und vor allem: Liebe.

Fahrzeuge mit Charakter

Natürlich spielen auch die Züge selbst eine zentrale Rolle, sie machen die Miniaturwelt erst so richtig lebendig. Für viele Modelleisenbahnerinnen und Modelleisenbahner sind die Lokomotiven und Waggons die Herzstücke ihrer Sammlung. Mit grosser Sorgfalt werden sie restauriert, neu lackiert oder mit feinen Details ergänzt. Im Bahnmuseum Albula lassen sich beispielsweise Modelle bestaunen, die dem legendären Classic Pullman Express nachempfunden sind. Kunstvoll bemalt und bis hin zu den detailgetreuen Sitzbezügen präzise nachgebildet, spiegeln sie den Glanz des goldenen Eisenbahnzeitalters wider.

Solche Modelle sind natürlich weit mehr als Spielzeug, sie gelten als echte Sammlerstücke und haben dementsprechend auch ihren Preis. Egal ob historische Modelle, moderne Züge oder spezielle Sondereditionen: Die meisten Sammlerinnen und Sammler entscheiden sich für eine Epoche und gestalten ihre Modellwelt in sich schlüssig. Die Anlage des Bahnmuseums Albula beispielsweise ist in den 70er und 80er Jahren angesiedelt, was Kenner und Kennerinnen sofort am entsprechenden Rollmaterial erkennen.

Eine Modell-Lokomotive mit roten Wagen auf den Schienen.

zVg durch Noah Balzer

Eine Modell-Lokomotive auf den Schienen.

zVg durch Noah Balzer

Kleiner Massstab, grosse Träume

Modelleisenbahnen faszinieren durch ihre einzigartige Fähigkeit, in kleinstem Massstab ganze Welten zu erschaffen. Die detailreichen Miniaturwelten lassen einen die Schönheit grosser Eisenbahn-Vorbilder im Kleinformat erleben. Dabei spielt die Rhätische Bahn eine besondere Rolle: Ihre beeindrucken technischen Meisterleistungen, die malerischen Streckenführungen und die ikonischen Loks und Wagen inspirieren Modelbauerinnen und Modellbauer weltweit.

Die Viadukte und Kehrtunnel der RhB sind nicht nur in der Realität Hingucker, sondern finden sich auch in vielen Modelleisenbahnanlagen wieder. Jede liebevoll gestaltete Landschaft, jeder handbemalte Wagen und jede restaurierte Lok ist ein Zeugnis von Präzision und kreativer Leidenschaft. Modelleisenbahnen sind mehr als ein Hobby – sie sind eine eigene Welt. Eine Welt, die exakte Technik mit grenzenloser Freiheit verbindet.

4 Kommentare

Andreas Bergermann 26.03.2025

Ich wundere mich, dass im Zusammenhang mit der Anlage des Herrn Tarnutzer im Albula-Museum in Bergün der Maßstab H0m und 1:87 genannt werden. Als ich vor Jahren Herrn Tarnutzer beim Betrieb seiner Anlage kennen gelernt habe, war es eine wundervolle und absolut sehenswerte Spur 0 Schmalspur-Anlage. Kann es sich bei der Angabe der Spurweite und des Maßstabs um ein Versehen handeln? In Wuppertal im WUMILA kann man eine 27m lange H0m- Anlage mit Graubündner Impressionen und Rollmaterial der RhB betrachten. Dort ist tatsächlich im Maßstab 1:87 gebaut worden

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Reply Birgitt Steinhaus 01.04.2025

Die Graubünden Impressionen der RhB sind im WUMILA sehr, sehr gut gelungen. Äußerst sehenswert!

Reply Birgitt Steinhaus 01.04.2025

Die Graubünden Impressionen der RhB sind im WUMILA sehr, sehr gut gelungen. Äußerst sehenswert!

Glenn Allen 26.03.2025

A very interesting article about a very accomplished modeller. I met him a few years ago and he was very easy to talk to given the language difficulties. I speak only a small amount of German but we both spoke 'Model Railways' It is a wonderful layout and well worth visiting as part of a trip to the museum.

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