Hinter den Kulissen

Die Schlappinbachbrücke im neuen Kleid

Die Schlappinbachbrücke bei Klosters wurde vollständig erneuert. Die Highlights der finalen Verschubnacht vom Oktober 2022 zeigt das Video und Wissenswertes zu den Arbeiten erzählt Karl Baumann, Leiter Kunstbauten im Bereich Infrastruktur, im Interview.

Sandra Mayerhofer, Unternehmenskommunikation, 12. Januar 2023

1 Warum musste die bestehende Schlappinbachbrücke ersetzt werden?

Der Bahnhof Klosters-Dorf wird umgebaut. Die Schlappinbachbrücke befindet sich unmittelbar vor dieser Station und ist vom Umbau betroffen. Die bisherige Brücke aus den Jahren 1889 resp. 1912 ist einspurig. Da auf diesem Streckenabschnitt eine Doppelspur geplant ist, musste die bestehende Schlappinbachbrücke durch einen Neubau ersetzt werden.

Die alte Schlappinbachbrücke

2 Welche Möglichkeiten gab es betreffend Neubau?

Für den Neubau haben wir drei Brückensysteme untersucht. Eine einfache Betonbrücke mit drei Feldern, eine Sprengwerkbrücke und eine einfeldrige Stahlbrücke. Wir haben uns für die letztgenannte Variante, eine Stahlbrücke, entschieden.

3 Warum habt ihr euch für diese Variante entschieden?

Das einfache Brückensystem hat mehrere Vorteile bei diesem Projekt: Sie passt gut in die Umgebung und stellt einen Bezug zur alten Brücke her, welche ebenfalls eine Kombination aus Stahl und Mauerwerk war. Die Brücke wurde auf einem Gerüst hergestellt und schlussendlich in ihre Endlage verschoben. Der Bahnverkehr musste während der Bauarbeiten aufrechterhalten werden – das war ein ausschlaggebendes Kriterium. Bei den anderen Varianten wäre dies viel schwieriger gewesen.

Impressionen von den Bauarbeiten mit dem Gerüst

4 Was ist das Besondere beim Neubau?

Die beiden Baustoffe Stahl und Beton wurden so miteinander kombiniert, dass die hohe Festigkeit des Stahls für die Lastabtragung eingesetzt werden kann. Die massiven Betontröge erlaubten den Einbau eines Schottergleises. Im Vergleich zu einer konventionellen Stahlbrücke führt diese Kombination zu einer markanten Lärmreduktion.

Herstellung der Fahrbahnplatte

5 Seit wann arbeitet ihr an dem Projekt?

Die Vorarbeiten starteten vor rund zwei Jahren. 2021 bereits wurden die Tiefbauarbeiten ausgeführt, das heisst die Herstellung der Widerlager respektive Stützen mit Fundationen. Die Brückenträger wurden in der Werkstatt des Stahlbauers gefertigt und dann zur Baustelle geliefert. Es waren neun Teile mit jeweils 12 Metern Länge und einem Gewicht von etwa 14 Tonnen. Die Einzelteile wurden auf das Arbeits- und Verschubgerüst gehoben und es wurde dort weitergearbeitet. Danach erfolgten Betonarbeiten an der Fahrbahnplatte. Ab Juli 2022 erfolgten Fertigstellungsarbeiten und Vorbereitungen für den Brückenverschub.

6 Wie erfolgte der Brückenverschub? Was waren die Herausforderungen dabei?

In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 2022 wurde die Brücke in ihre Endposition verschoben. Das Verschiebegewicht betrug 460 Tonnen und der Verschiebeweg 9,40 Meter. Die Herausforderung war, alle Teilbereiche gut zu Koordinieren. Das betraf den Abbruch der alten Brücke, den Brückenverschub selbst sowie Gleisbauarbeiten vor und nach der Brücke.

Es verlaufen selten alle Teilschritte wie geplant, hier ist Teamleistung vieler Beteiligter erforderlich. Es können unvorhergesehene Ereignisse auftreten, manche Arbeiten dauern weniger lang, andere Arbeiten wiederum sind zeitintensiver als geplant. Die Arbeiten sind wirklich erst mit dem letzten Schritt abgeschlossen. Die Arbeiten in der Einbaunacht erfolgten weitgehend nach Programm.

7 Gab es dabei Streckenunterbrechungen?

In der Nacht des Brückenverschubs gab es etwa 14 Stunden Streckensperre.

8 Hört sich spannend an. Was sind die nächsten Schritte?

Im Frühjahr 2023 sind schlussendlich die restlichen Vormauerungen der Widerlager und die Umgebungsarbeiten geplant, wie beispielsweise Wege wiederherstellen, Böschungen ansäen und die Renaturierung des Bachbetts.

Die neue Schlappinbachbrücke in der Endposition

2 Kommentare

Eduard J. Belser 20.08.2023

Guten Morgen Das war wieder einmal die «Kleine Rote» ganz gross in Form! Ich freue mich auf die nächste Fahrt mit der «Kleinen Roten» ins Bündnerland! In die neuen, niederflurigen Zügen mit den breiten Türen kann ich dann auch mein schweres E-Bike entspannt verladen. Spannend ist es auch, die Bauarbeiten am Bahnhof Preda zu verfolgen, die zügig vorangehen und unter respektvollem Umgang mit dem historischen Erbe zu einem kundenfreundlichen Bahnhof führen. Weiterhin frohes Schaffen zum Nutzen der Bahnkunden E. Belser

Antworten
Ralph Diethelm 24.02.2023

GRATULATION zum gelungenen Brücken-Neubau bei Klosters-Dorf. Ist wieder mal eine Reise wert nach Klosters und Davos. Mein Kompliment zu dieser tollen Reportage und deren Aufmachung mit Fragen und Antworten. Grüsse aus Goldach am Bodensee, Ralph Diethelm

Antworten

Was ist Ihre Meinung?

Fehler