10 Fragen an...

Simon Schmied, Lokführer in Ausbildung

Simon Schmied arbeitete als Lokführer im Berner Oberland. Dank einer Kooperation zwischen der RhB und den Jungfraubahnen wechselte er zur RhB. Was es mit dieser Zusammenarbeit auf sich hat und warum Simon den Übergang wagte, erfahrt ihr jetzt.

Domenica Herzog, Unternehmenskommunikation, 22. Februar 2022

1 Weshalb hast du zur RhB gewechselt?

Wegen der Corona-Pandemie gab es weniger Arbeit als Lokführer bei den Jungfraubahnen und darum gab es auch einen Stellenabbau. Der Bahnbetrieb war zeitweise sogar während mehreren Monaten eingestellt. Wir Lokführer erhielten das Angebot, zur RhB wechseln zu können. Dieses Angebot wurde von der RhB und den Jungfraubahnen zusammen auf die Beine gestellt. Dabei konnten Synergien genutzt werden. Für die Jungfraubahnen, weil sie keine strikteren Massnahmen bezüglich Stellenabbau ergreifen mussten, und für die RhB, weil gerade Lokführermangel herrschte. Ich habe es mir überlegt und die Chance gepackt. Und nun bin ich hier.

2 Hast du für deinen Jobwechsel deinen Wohnort verlassen und wohnst nun in Graubünden?

Ja genau. Ich wohne jetzt ca. 2,5 Stunden von meinen Freunden und Bekannten im Berner Oberland entfernt. Aber das stört mich nicht, es ist ja nicht «ab der Welt». Im Gegenteil, ich fahre oft an freien Tagen ins Berner Oberland und besuche sie. Zudem ist die Topografie sehr ähnlich. Berge und viel Natur gibt es an beiden Orten.

3 Du warst bis anhin bereits Lokführer, weshalb musst du trotzdem bei uns nochmals eine Ausbildung machen?

Phu, soll ich alles erklären? Nun ja, die erneute Ausbildung ist erforderlich, weil ich die Kategorie gewechselt habe, von B60Z auf B. Zudem hat die RhB ein anderes System und andere (Ausführungs-) Gesetze. Die Ausbildung hilft mir auch, die Bahn, die Strecken und die Topografie kennenzulernen. Ich habe im Oktober angefangen und bin Ende Juni fertig. Meine Ausbildung ist aber kürzer, weil ich schon Lokführer bin und eigentlich nur eine Umschulung mache.

4 Von «Top of Europe» zu «Top of Graubünden», ist das kein Rückschritt?

Nein, ganz und gar nicht! Es ist aber schon sehr schwierig Vergleiche anzustellen, weil hier bei der RhB alles anders ist. Zudem sind die Jungfraubahnen privat und die RhB nicht.

5 Was ist der grösste Unterschied zwischen den Jungfraubahnen und der RhB?

Wir unter uns sagen immer: «Von der Spielzeugbahn zu einer richtigen Eisenbahn». Das bezieht sich vor allem auf die Grösse der RhB. Die RhB besitzt mehr Fahrzeuge, hat mehr Streckenkilometer, ist komplexer und generell halt grösser. Die Jungfraubahnen bewirtschaften vor allem die zwei Strecken «Interlaken-Grindelwald-Kleine Scheidegg-Jungfraujoch» und «Interlaken-Lauterbrunnen-Wengen-Kleine Scheidegg-Jungfraujoch». Darum denke ich, ist das Streckennetz der RhB abwechslungsreicher. Ein anderer Unterschied ist auch, dass ich bei den Jungfraubahnen meistens nur Touristen transportiert habe und weniger Pendler.

6 Was sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Jungfraubahnen und der RhB?

Die prägnanteste Gemeinsamkeit ist wohl, dass beide eine Eisenbahn sind, dieselbe Spurweite haben und es der Schiene entlang geht. Ansonsten gibt es mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten.

7 Bist du auch schon privat vor deinem Wechsel zur RhB mit uns gefahren?

Ja, als Kleinkind war ich mit meinen Eltern ab und zu in Arosa in den Ferien. Der Sohn der ehemaligen Nachbarn meiner Eltern ist Lokführer bei der RhB. So habe ich auch erste Berührungspunkte mit der RhB gesammelt.

8 Auf was hast du dich bei der RhB am meisten gefreut?

Ich habe mich eigentlich auf alles gefreut. Auf das gesamte Streckennetz, die schweren Fahrzeuge, die längeren Zugkompositionen...Einfach auf die grösseren Dimensionen generell.

9 Was ist deine Lieblingsstrecke?

Das ist schwer zu sagen. Ich finde alles sehr schön, wirklich. Ich habe bis jetzt so viele neue Eindrücke gewonnen und habe noch keine Präferenzen. Jedoch ist die Albulastrecke wunderschön. Vor allem die Aussicht beindruckt mich immer wieder sehr!

10 Was ist bis jetzt dein speziellster Moment, den du bei uns erlebt hast?

Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und das hat mich sehr gefreut! Und dann natürlich als ich vor gut 4 Wochen zum ersten Mal als Lokführer selbst fahren durfte. Auch das ist ein Moment, der für mich unbeschreiblich war.

Kooperation Jungfraubahnen und Rhätische Bahn

Die Zusammenarbeit zwischen den Jungfraubahnen und der RhB ermöglichte es, dass fünf Lokführer vom Berner Oberland nach Graubünden wechseln konnten. Diese Kooperation hat Vorteile für beide Seiten. Für die Jungfraubahnen, weil sie in der aktuellen Lage keine strikten Massnahmen bezüglich Stellenabbau treffen mussten, und für die RhB, weil ein Lokführermangel bestand. Für die fünf neuen Lokführer wurde ein neues Ausbildungsprogramm bei der RhB geschaffen, da der Übergang auch einen Kategorienwechsel der Ausbildung mit sich brachte. Somit gibt es dieses Jahr, nebst den zwei regulären Ausbildungsklassen, noch eine dritte Klasse mit den ehemaligen Lokführern der Jungfraubahnen.

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