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Jahresrückblick und Ausblick 2008

Die Rhätische Bahn (RhB) blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2007 zurück. Sie befindet sich ertrags- und kostenseitig auf Kurs; die ambitiösen Vorgaben des Budgets 2007 werden eingehalten und zum Teil sogar deutlich übertroffen. Beachtliche Investitionen in Infrastrukturanlagen und Rollmaterial in Höhe von rund 200 Millionen Franken prägen ebenfalls das laufende Geschäftsjahr. Damit sichert die RhB ihren Kunden auch weiterhin freie und sichere Fahrt auf ihren Gleisen. Die Umsetzung der Strategie Offensive 2012 liegt im Plan und zeigt bereits in verschiedenen Bereichen Wirkung.

Die Auswertung der im August 2007 durchgeführten Miterbeiterumfrage belegt, dass zwei Drittel der RhB-Mitarbeitenden motiviert sind und sich eng mit dem Unternehmen verbunden führen. Sie zeigt aber auch deutlich auf, dass bei der bereichsübegreifenden Zusammenarbeit noch Handlungsbedarf besteht. Überraschend hat die Vollversammlung des SEV am 8. Dezember 2007 den neuen, mit den Delegierten der Gewerkschaften verhandelten Firmenarbeitsvertrag (FAV) abgelehnt. Anfangs 2008 werden entsprechende Gespräche mit den Gewerkschaften wieder aufgenommen.

Auch im kommenden Jahr wird die RhB bei verschiedenen Gelegenheiten im Fokus stehen. Im Zentrum steht insbesondere der Entscheid des UNESCO-Welterbekongresses anfangs Juli 2008 zur Kandidatur «Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina». Die Investitionen im Bereich Infrastruktur werden im nächsten Jahr nochmals zunehmen – alleine für Sanierungen von Tunnels werden rund 19 Millionen eingesetzt.

2007…

Grosse Bauprojekte
Markante Bautätigkeiten prägten das Bild entlang dem ganzen Netz der Rhätischen Bahn. Insgesamt investierte die RhB im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Franken in ihre Infrastruktur. Allein bei Umbauten von Stationsanlagen wurden 32 Millionen Franken investiert. Dabei entfiel der Grossteil auf die Umbauten der Stationen Tirano (12 Mio.) und Untervaz (inklusive Doppelspur bis Trimmis 10 Mio.). In Brücken und Tunnels investierte die RhB im Jahr 2007 rund 19 Millionen Franken (Lochtobelviadukt 3 Mio., Viadukt Val Sagliains 1.7 Mio., Val Ota Tunnel 2.3 Mio., Lüener Rüfe Tunnel 2.3 Mio. Franken). Als letzte grosse Publikumsanlage konnte am 9. Dezember 2007 die neue Haltestelle Chur Wiesental (1.2 Mio. Franken) – dank partnerschaftlicher Beteiligung von Bund, Kanton, Stadt Chur, sowie dem Anstösser Manor – eröffnet werden.

Im Fokus der Öffentlichkeit
Die Einweihung der neuen Stationsanlage in Tirano genoss über die Landesgrenze hinaus eine grosse Aufmerksamkeit. Mit zahlreichen Ehrengästen aus Graubünden und aus Italien sowie unter grosser medialer Beachtung fand am 5. Mai 2007 das grosse Eröffnungsfest statt. Gleichzeitig lancierte die RhB an diesem Tag den Panoramazug Trenino Rosso – ein neues Angebot für das riesige Marktgebiet Norditalien. Ebenfalls gut in Szene setzen konnte sich die RhB bei der Eröffnung des Anschlussgleises zur Grossägerei Stallinger in Domat/Ems. Die für die Zukunft der RhB als moderne und kundenfreundliche Bahn wichtige Bestellung von 15 Zweispannungstriebzügen sowie von fünf Stammnetztriebzügen im Wert von rund 200 Millionen Franken hat weit über die Kantonsgrenze hinaus für grosse Beachtung gesorgt. Mit weiteren Anlässen wie beispielsweise der Einweihung der Station Untervaz/Trimmis, der Einrichtung des Stationshaltermodells mit Engadin St. Moritz im Bahnhof Celerina, der Einführung des Integralen Tarifverbunds Oberengadin ITV konnte die RhB auf sich aufmerksam machen. Als letzte grössere Aktion im laufenden Jahr nahm die RhB die neue Haltestelle Chur Wiesental in Betrieb.

Vereina – eine Erfolgsgeschichte
Auch im achten Jahr nach ihrer Eröffnung hat die Vereinalinie nichts an Attraktivität verloren. Im Gegenteil: Die jährlichen Zuwachsraten bei den Autoverlade-Frequenzen belegen, dass dieses Angebot von Einheimischen sowie von Gästen gleichwohl geschätzt wird. Hochgerechnet kann mit einer Steigerung der verladenen Fahrzeuge von rund 5% gegenüber dem Rekordjahr 2006 (405'000 Fahrzeuge) gerechnet werden. Seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 gelten für alle Fahrzeuge bis 3.5 Tonnen dieselben Tarife. Diese Tarifharmonisierung kommt speziell den Lieferwagentransporten – und damit auch dem Gewerbe – zu Gute.

SEV lehnt Firmenarbeitsvertrag ab
Die Geschäftsleitung hat mit grossem Bedauern und überraschend zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Vollversammlung des SEV am 8. Dezember 2007 den neuen, mit den Delegationen der Gewerkschaften verhandelten Firmenarbeitsvertrag (FAV) sowie die Saläranpassungen für 2008 und 2009 mit 75 zu 67 Stimmen abgelehnt hat. Dem Verhandlungspaket haben insbesondere die in grosser Anzahl anwesenden Lokführer nicht zugestimmt.

Vorgängig hatte der Verwaltungsrat der RhB an seiner Sitzung vom 7. Dezember 2007 dem mit den Delegationen der Gewerkschaften SEV und transfair verhandelten FAV sowie den Saläranpassungen 2008 und 2009 zugestimmt. Die Gewerkschaft transfair hatte dieses aus Sicht der Geschäftsleitung ausgewogene Gesamtpaket ebenfalls angenommen.

Die Eckwerte des neuen Firmenarbeitsvertrages wären gewesen: Schrittweise Erhöhung der Ferien um eine Woche bis im Jahre 2010, leichte Erhöhung der Jahresarbeitszeit um 12 Stunden (von 2088 auf 2100 Stunden), Neugestaltung von Spesen und Zulagen, Einführung eines neuen Salärsystems mit Leistungskomponente, Schiedsgerichtsbarkeit in Lohnfragen.

Aufgrund der Ablehnung des SEV bleibt der bisherige FAV weiterhin gültig, womit die verhandelten Anpassungen und Verbesserungen nicht in Kraft treten können. Auch die Verhandlungen für die Saläranpassungen 2008 müssen somit nochmals von Grund auf mit den Gewerkschaften aufgenommen werden. Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass die entsprechenden Gespräche mit den Gewerkschaften im Januar 2008 aufgenommen werden können.

Mitarbeiterbefragung 2007
Nach der Mitarbeiterumfrage 2005 hat die RhB im August 2007 die Befindlichkeit ihrer Mitarbeitenden mittels Umfrage erneut geprüft. Die vorliegenden Resultate zeigen, wo und wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Arbeitgeberin zufrieden sind und wo sie der Schuh drückt. Erfreulich ist, dass zwei Drittel der Befragten grosse Motivation in ihrer Arbeit finden und sich stark mit dem Unternehmen verbunden fühlen. Im Zusammenhang mit der laufenden Umsetzung der Strategie 2012 nicht überraschend hingegen auch verschiedene tiefer bewertete Einschätzung der Mitarbeitenden gegenüber der Umfrage 2005. So besteht beispielsweise Handlungsbedarf bei der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit oder bei der Kommunikation zwischen Führung und Basis.

…2008

Mit der Dualstrategie in die Zukunft
Die im Jahr 2005 beschlossene Unternehmensstrategie Offensive 2012 wurde in den Jahren 2006 und 2007 konsequent umgesetzt und befindet sich auch 2008 auf Kurs. Mit der daraus entstandenen Dualstrategie werden einerseits mehr Markterträge und andererseits Kostensenkungen angestrebt. Für die strategische Stossrichtung heisst das: Bei den neu definierten Geschäftsfeldern ist besonders beim Personenverkehr, Drittmarkt Rollmaterial und Immobilien noch Wachstumspotenzial vorhanden. Die Aufwertung von Marketing/Vertrieb zu einem eigenständigen Geschäftsbereich, geführt durch ein neues Mitglied der Geschäftsleitung, unterstreicht den Willen der RhB, die konsequente und professionelle Ausrichtung auf Märkte und Kundenbedürfnisse weiter voranzutreiben. Die Innovation und Qualität sind weitere wichtige Pfeiler der Strategie Offensive 2012. Netzweit werden insgesamt 96 moderne und kundenfreundliche Billettautomaten installiert. Eine erste Tranche wurde bereits im Dezember 2007 in der Region Oberengadin aufgestellt. Mit der Installation des Kundeninformationssystems (KIS) im ersten Halbjahr 2008 auf der Pilot-Strecke Klosters-Landquart-Chur-Rhäzüns erhalten die RhB-Kunden allerlei nützliche und professionelle Auskünfte rund um den Fahrplan und die Betriebssituation.

Investitionen in den Ausbau und Sanierung der Infrastruktur…
Der seit Januar 2007 in Kraft gesetzte 9. Rahmenkredit erlaubt der Sparte Infrastruktur den technischen und finanziellen hohen Anforderungen der Substanzerhaltung gerecht zu werden. Dank der beschlossenen Aufstockung haben Bund und Kanton mehr Mittel zur Verfügung stellen können. Damit können dringende Sanierungen (Teilerneuerung des Tasnatunnels) und wichtige Ausbauten für einen sicheren und effizienten Betrieb (Stationen Cadera, Morteratsch, Ospizio Bernina und Pontresina) realisiert werden. Das Gesamtbudget für alle Infrastrukturanlagen für das Jahr 2008 beträgt rund 110 Millionen Franken.

Nach wie vor ungelöst ist jedoch die Gleichstellung mit den SBB in Bezug auf das Instrument der 4-jährigen Leistungsvereinbarung, welches auch für die RhB von grossem Nutzen wäre.

…und in das Rollmaterial
Der Mittelbedarf der Sparte Verkehr bleibt hoch. Die Ausgaben im Zusammenhang mit der Umsetzung des Flottenkonzepts bilden den Hauptteil der aktivierbaren Investitionen. Die RhB beschafft 15 3-teilige Zweispannungstriebzüge (Auslieferung 2010) sowie fünf 4-teilige Stammnetztriebzüge (Auslieferung 2011) im Wert von insgesamt rund 200 Millionen Franken. Das Gesamtbudget für den Bereich Verkehr für das Jahr 2008 beträgt rund 88 Millionen Franken.

UNESCO: Die Spannung steigt!
Auch das Kandidaturprojekt «Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina» ist auf Kurs. Im Frühjahr 2007 wurde der Trägerverein RhB Welterbe gegründet und im Sommer besuchte ein englischer Experte im Auftrag der International Council on Monuments and Sites ICOMOS das Objekt während einer Woche. Seine Eindrücke und seine Berichterstattung werden den Entscheid mit beeinflussen. Im Sommer 2008 wird das Welterbekomitee über die Aufnahme des Objekts «Rhätischen Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina» in die Welterbeliste entscheiden. Ein positiver Entscheid bedeutet gleichzeitig eine einmalige Chance für die RhB und für die Vernetzung der Regionen, für Graubünden und letztlich auch für die touristische Schweiz. In diesem Sinne verpflichtet aber auch ein solches Label. Mit qualitativ hochwertigen und authentischen Informations- und Tourismusangeboten sollen Gäste und einheimische Bevölkerung auf die einmaligen Werte aufmerksam gemacht werden. Basis dazu bildet der zusammen mit dem Nominationsdossier erarbeitete Managementplan.

Drittaufträge
Ein klares Ziel der Dualstrategie ist unter anderem der Ausbau des Drittmarktgeschäftes in den Bereichen Rollmaterial, Immobilien und Einkauf. Auf Grund der hervorragenden und weit über die Kantonsgrenzen bekannt gewordenen Ausführungen von Grossaufträgen der RhB-Werkstätten in Landquart wird die RhB zunehmend als zuverlässige Partnerin für anspruchsvolle Arbeiten wahrgenommen. So wurde mit der Firma Stadlerrail AG eine bedeutende, Erfolg versprechende Zusammenarbeit vertraglich vereinbart. Die Werkstätten in Landquart erhalten jährliche Drittaufträge von rund 30’0000 Arbeitsstunden. Im Bereich Immobilien werden derzeit intensive Nutzungsentwicklungen an ausgewählten Standorten erarbeitet.