Wie genau funktionieren die Wildwarnanlagen? Welche Technologien kommen dabei zum Einsatz?
Ausgelöst werden die Wildwarnanlagen durch Licht und die Fahrzeuggeräusche. Sie geben einen Pfeifton ab und helle LED-Blitze warnen das Wild zusätzlich. Ausserdem senden sie im Umkreis von ca. 100 m ein Datensignal an die benachbarten Warner, die dann ebenfalls einen Alarm auslösen. Das erhöht die Vorwarnzeit für das Wild. Dabei ist der Pfeifton variabel, damit beim Wild kein Gewöhnungseffekt entsteht.
Welche Auswirkungen haben klimatische Veränderungen auf die Notwendigkeit und Effektivität von Wildwarnanlagen? Oder generell das Wetter? Gibt es hierzu Erkenntnisse?
Das Wetter hat auf jeden Fall einen Einfluss, im Winter gibt es mehr Konflikte. Das Wild kann auf den geräumten Bahngleisen besser laufen als im Tiefschnee, also bewegen sich die Tiere besonders gerne auf den Gleisanlagen fort. Das erhöht natürlich die Wahrscheinlichkeit für Wildunfälle. Vor allem, weil sich die Züge im Schnee sehr leise, aber trotzdem schnell fortbewegen.
Allerdings variiert die Anzahl der Wildunfälle je nachdem, wie schneereich der Winter ist: Hat es viel Schnee, bewegen sich die Tiere in tiefere Lagen. Hat es nicht so viel Schnee, bleiben sie in der Höhe und folglich kommt es auch zu weniger Unfällen. Weitere Aussagen können wir aber noch nicht machen, dazu sind die vorhandenen Datenreihen noch zu kurz.
Inwieweit beeinflussen Wildwarnanlagen das Verhalten der lokalen Wildtiere? Konnten Veränderungen beobachtet werden?
Es ist durchaus möglich, dass sich die Wildtiere durch die Wildwarnanlagen gestört fühlen und dann einfach an anderer Stelle die Gleise überqueren. Dann funktioniert die Warnung natürlich nicht mehr so gut, was für uns bedeuten würde, dass wir die Warnsysteme entsprechend anpassen bzw. erweitern müssten.
Allerdings haben wir diese Beobachtung bis jetzt nicht gemacht, im Gegenteil: Seit wir die Wildwarnanlagen installiert haben, ist die Anzahl der Wildunfälle zurückgegangen. Die Tiere scheinen zu lernen, bestimmte Stellen zu meiden – und das ist ja gut für alle.
Woher bekommt die RhB diese Informationen, wie messt ihr den Erfolg der Wildwarnanlagen?
Wir stehen ständig im Austausch mit den lokalen Wildhütern, sie eruieren für uns den Effekt der Wildwarnanlagen.
Die Strecke Ftan Baraigla – Scuol-Tarasp beispielsweise wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jagd und Fischerei und den örtlichen Wildhütern als Teststrecke mit einer Wildwarnanlage ausgerüstet. Das Ergebnis spricht für sich: Die Wildunfälle konnten um schätzungsweise 50% reduziert werden. Daraufhin haben wir weitere Warnanlagen in Ardez und zwischen Bever und La Punt installieren lassen und auch hier scheint sich ein Erfolg abzuzeichnen.
Sind in der nahen Zukunft weitere Projekte oder Erweiterungen der bestehenden Wildwarnanlagen geplant?
In einem nächsten Schritt prüfen wir in Absprache mit dem Amt für Jagd und Fischerei, ob zusätzliche Wildtierwarnanlagen angeschafft werden und bei weiteren bekannten Konfliktstellen zum Einsatz kommen sollen.
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